1913 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Kutsche, E., Koenig, W., Urbanek, Rudolf
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1895
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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3. Was hilft uns vieles Geld 4. Und was ist Dasein ohne
und Gut, ■ftmfl?
was Hoheit, Macht und Ruhm, Ein Irren in der Nacht,
fehlt uns Gesundheit, froher Mut, ein Leben, das nur Elend schafft
das schönste Eigentum? und andern Kummer macht.
5. Drum danke doch ein jeder
Gott
für der Gesundheit Glück
und bebe vor dem falschen Spott
der Leidenden zurück!
Matthias Claudius.
116. Von der Krankenpflege.
Schon der weise Sirach sagt: „Es ist kein Reichtum zu ver-
gleichen mit einem gesunden Leibe", d. h. einem Körper, dessen
Organe richtig beschaffen und in regelmäßiger Tätigkeit sind. Von
seiten des Menschen sollte alles mögliche geschehen, um sich dieses
höchste irdische Gut, ohne das alle andern Güter oft nur einen
ganz geringen Wert haben, zu erhalten. Es ist in der Regel viel
leichter und einfacher, Krankheiten vorzubeugen, als Krankheiten
zu heilen. Hat sich aber einmal eine bedenkliche Krankheit ein-
gestellt, so ziehe man nicht nur bald einen studierten Arzt zu Rate,
sondern sorge auch für die richtige Pflege des Kranken.
Bei der Krankenpflege handelt es sich vor allem um Her-
stellung guter Luft im Krankenzimmer. Verkehrt ist die auf dem
Lande noch vielfach herrschende Scheu, ein Fenster im Kranken-
zimmer zu öffnen. Zug ist natürlich zu vermeiden. Wo dies nicht
möglich ist, ist der Kranke während der Lüftung zu bedecken. Bei
ansteckenden oder mit üblem Geruch verbundnen Krankheiten
reinigt man die Luft im Krankenzimmer dadurch, daß man Essig
oder mit Terpentin befeuchtete Leinwandlappen an Schnüren auf-
hängt, oder daß man Zimmerparfüm verstäubt; denn die An-
steckungsstoffe sind Keime niedrer Organismen oder diese selbst,
die sich am zahlreichsten in unreiner Luft befinden, daselbst ver-
mehren, im menschlichen Körper verbreiten und entwickeln und so
die Krankheiten hervorrufen. Den besten Schutz vor Ansteckung
gewährt die vollständige Trennung der Kranken und ihrer Wärter
und Wärterinnen von den Gesunden. Läßt sich diese Trennung
nicht oder nicht vollständig durchführen, so ist wenigstens die Be-
rührung der Kranken mit den Gesunden möglichst zu vermeiden.
Außerdem wende man Mittel an, die die Ansteckungsstoffe töten
oder nicht aufkommen lassen. Hierher gehört das Aufstellen von
Chlorkalk, das Verbrennen von Schwefel, bei Diphtheritis ein
öfteres Gurgeln mit entsprechendem Gurgelwasser, bei Typhus,
Cholera usw. Vorsicht im Gebrauch der Aborte und Zerstörung
des in den Auswürfen enthaltenen Ansteckungsstoffes mittels
desinfizierender Stoffe.