1913 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Kutsche, E., Koenig, W., Urbanek, Rudolf
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1895
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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messenes Wechseln des kalten Wassers ist die Milch kühl zu halten.
Jede Mahlzeit wird erst vor dem Trinken aus dem Kochtopfe,
der sofort wieder zuzudecken ist. in die Trinkflasche abgegossen.
Die Trinkflasche wird mit einem einfachen Gummipfropfen ver-
schlossen und in warmes Wasser gestellt, bis die Milch wieder
trinkwarm ist. Darauf wird die Milch in einer dem Alter des
Kindes entsprechenden Weise mit trinkwarmem, gekochtem Wasser
verdünnt und durch etwas Zucker versüßt. Bei allen mit der
Milch vorzunehmenden Handlungen muß auf peinlichste Sauber-
keit geachtet werden; sonst verdirbt auch die beste Milch und bringt
dem Kinde den Tod.
Die Verdünnung der Milch kann auch mit Hafer- oder
Graupenschleim geschehen. Schleim wird wie folgt gekocht:
1 Eßlöffel Graupen oder Hafergrütze wird mit % 1 Wasser
V2 Stunde lang gekocht und dann durchgeseiht. Der Schleim muß
kühl aufbewahrt werden.
In den ersten 24 Stunden gebe man dem Neugebornen nur
dünnen Fencheltee. erst am zweiten Tage Nahrung, und zwar
nicht öfter als alle drei Stunden, im ganzen sechsmal, dem ältern
Säugling höchstens alle drei Stunden und nicht öfter als fünfmal.
Eine lange Nachtpause ist noch nötiger als beim Vrustkinde.
Die täglichen Nahrungsmengen werden vorteilhaft in der
Weise geregelt:
in der 1. Woche 6 Mahlzeiten, jede höchstens bis zu 4 Strich
(etwa 70 g), und zwar 1 Teil Milch auf 2 Teile Zusatz;
in der 2. Woche 6 Mahlzeiten, jede zu 5—6 Strich (80—100 g),
und zwar 1 Teil Milch auf 2 Teile Zusatz;
in der 3. und 4. Woche 6 Mahlzeiten, jede zu 6—7 Strich
(110—120 g), und zwar 1 Teil Milch auf 2 Teile Zusatz;
im 2. Monat 6 Mahlzeiten, jede zu 7—9 Strich (120—150 g),
und zwar 1 Teil Milch auf 1 Teil Zusatz;
im 3. Monat 5 Mahlzeiten, jede zu 10—11 Strich (180—200 g),
und zwar 1 Teil Milch auf 1 Teil Zusatz;
im 4. bis 6. Monat 5 Mahlzeiten, jede zu 10—11 Strich
(180—200 g), und zwar 2 Teile Milch auf 1 Teil Zusatz.
Der Mischung wird für jede Mahlzeit y2 bis 1 Teelöffel Zucker
zugesetzt, v
Nach dem 6. Monat kann unverdünnte Vollmilch gegeben
werden. Die Milchmenge ist langsam zu vermehren, bis das Kind
am Ende des ersten Jahres einen Liter Milch erhält. Man gebe
nicht mehr, als hier angeraten ist; denn sonst drohen Verdauungs-
beschwerden. Man dränge auch dem Kinde nicht mehr auf, als es
mit gutem Appetit von selbst nimmt. Wenn das Kind unruhig
ist, besonders im Sommer, wenn es Durst hat. reiche man ihm
etwas dünnen Fencheltee.
Die Flaschen, aus denen das Kind trinkt, müssen peinlich
sauber gehalten werden. Das ist am besten möglich, wenn sie
keine Ecken und Kanten, sondern einen runden Boden haben, so