1913 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Kutsche, E., Koenig, W., Urbanek, Rudolf
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1895
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Früher wollte man in dem Tannenbaum anch den „B a u m
der Erkenntnis" wiederfinden. Man stellte wohl Adam
und Eva unter ihn. eine Schlange wand sich um seinen Stamm,
oben aber auf der Spitze thronte Jesus Christus, der die Schlange
überwunden und uns das Paradies wieder geschenkt hat.
So ist der Tannenbaum für uns allezeit ein schönes
Sinnbild, in dem sich die tiefe Bedeutung des Weihnachts-
festes gar schön ausspricht, und an dem wir lernen sollen, wie
unendlich lieb uns Gott hat, und wie wir ihm dafür in Treue
und Beständigkeit dienen sollen.
L. Kahnmeyer und H Schulze, Stoffe für den deutschen Aussah.
149. Die Verstellung des Christbaumschmucks.
All die Hunderttausende von Stadtkindern, die mit leuchten-
den Augen und klopfendem Herzen alljährlich des siitzen Zaubers
deutscher Weihnacht sich erfreuen, können dem Thüringer Wald
nicht dankbar genug sein für die Wundergaben, mit denen er
dies Fest der Liebe immer aufs neue schmückt. Denn das Thü-
ringer Waldgebirge sendet nicht nur seine Tannen und Fichten
von den Bergen hinab in die qualmigen Städte des Tieflandes,
daß sie dort im Verein mit denen vom Harz und Riesengebirge
Waldmärchen von Harzduft. Vogelfang und Quellenrauschen an
stillen Abenden erzählen: aus seinen betriebsamen Vergnestern
nehmen auch all die tausend bunten Sächelchen, all der Spiel-
tand. die überreiche Fülle jener kleinen Kunstwerke ihren Weg
in die weite Welt. bestimmt, den Weihnachtstisch zu zieren und
den lärmenden Jubel seliger Kleinen zu wecken.
Zu den neuesten dieser Jndustrieartikel zählen jedenfalls die
buntglitzernden, zierlichen Sächelchen, die jetzt als Christbaum-
schmuck in den Handel gebracht werden. Ihre Herstellung fällt
in das Fach der Glasbläserei. Darum beschränkt sich auch diese
Industrie nur auf wenige Orte. die sich alle gleichsam um die
Wiege der Thüringer Elasfabrikation kristallisieren, um das
originelle, im obern Steinachtale dicht unter dem Rennstieg
tief eingefluchtete Lauscha, dem heute weltberühmten meinin-
gischen Dorfe, das bald an 4000 Seelen zählt.
Wie in Lauscha, so auch in dem darüber sich aufbauenden
Dörfchen Jgelshieb (838 m), dem höchstgelegenen Dorfe des Thü-
ringer Waldes, dem nachbarlichen Dorfe Neuhaus am Rennstieg,
in denen bisher der Sperling ein Fremdling war. ist jetzt die
Industrie des Christbaumschmucks zu Hause. Ganz besonders
aber scheint sich das unsäglich arme Dorf Steinheid mit der Her-
stellung dieser zierlichen Gegenstände zu beschäftigen. Seine schiefer-
gedeckten Hütten bauen sich auf einer allen Unwettern ausgesetzten.
814 m hohen Hochfläche nahe dem bewaldeten. 868 m hohen
Berge Kieferle auf. Nebel und Stürme sind hier droben fast
ständige Gäste, gleich der Not. die Hütte für Hütte am Herde