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1. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 328

1913 - Wittenberg : Herrosé
328 andacht habe ich zudem Ihrer besonders gedacht und den lieben Gott um Besserung für Sie gebeten. Der gestrige Tag war so schwer für Sie!" Ein freundlicher Blick ist der Dank der Kranken für die liebe- volle Sorge der Pflegerin. So geht Schwester Elisabeth von einem Bett zum andern, das Herz voll warmer Teilnahme. Bald hat jede der Kranken, die ihrer Pflege anvertraut find, ein ermutigendes Wort von ihr erhalten. Dabei hat sie mit Hilfe des Thermometers die Temperatur der Kranken festgestellt und auf der Tafel vermerkt, die über jedem Bette angebracht ist. 2. Schwester Elisabeth öffnet nun das Fenster, und die bal- samische Luft des schönen Maimorgens strömt in das Kranken- zimmer. Dann beginnt sie mit dem Aufräumen des Kranken- saales, einer Arbeit, die ihr im Anfang ihrer Berufstätigkeit wenig zusagen wollte. Glaubte sie damals doch, daß diese Arbeit ebensogut von Dienstboten verrichtet werden könnte: jetzt urteilt sie anders. Sie weif; nun, das; auch für diese einfache Arbeit die größte Sorgfalt nötig ist. Und an Sorgfalt läßt es die gute Schwester denn auch nicht fehlen: das müssen alle zugeben, die sie bei dieser Arbeit beobachten. „So gut wie Schwester Elisabeth versteh' ich's nicht zu machen," denkt manche Kranke. „Da bleibt ja kein Fleckchen des Fußbodens trocken, kein Stäubchen fliegt auf! Und wie oft sie den Eimer mit frischem Wasser füllt!" Sobald auch die Platten der Nachttischchen mit einem feuchten Tuche abgewischt und die Gläser, auf ihnen gereinigt worden sind, kommen die hilflosen Kranken selbst an die Reihe. Zunächst wird jede Kranke sorg- fältig gewaschen und gekämmt: dann wird ihr Bett geordnet. Mit sanftem und doch festem Griffe bringt Schwester Elisabeth die Kranke in sitzende Stellung, schüttelt die Kissen auf und streicht glättend über das Bettuch. Ein Ausdruck des Wohlbehagens zeigt sich auf dem Gesichte der Kranken, wenn sie der stützende Arm der Schwester wieder in die Kissen sinken läßt. Aber nicht alle Kranken danken Schwester Elisabeth für so- viel liebevolle Fürsorge: an manchem Krankenbett wird sie wenig freundlich empfangen. „Sie haben mir den Verband gestern wenig gut angelegt. Schwester!" sagt da eine Frau in barschem Tone. „Sehen Sie nur, wie locker er sitzt!" „Ich will ihn sofort noch einmal anlegen," erwidert die ge- duldige Schwester. „Sie müssen dann aber versuchen, ruhiger zu liegen, sonst wird er sich bald wieder lockern." So versteht es Schwester Elisabeth, auch launenhafte Kranke zu befriedigen, in- dem sie diesen und jenen Handgriff noch einmal macht oder die Kranken in ruhigen Worten davon überzeugt, daß alles nach Vorschrift des Arztes ausgeführt fei. Freilich muß sie dabei oft Selbstüberwindung üben, denn Schwester Elisabeth ist von Natur
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