Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1913 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Kutsche, E., Koenig, W., Urbanek, Rudolf
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1895
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
- Geschlecht (WdK): Mädchen
416
Tugendpreis von 5000 Franken zu. Luise ist über die Nach-
richt voller Freuden: aber nicht an die große Auszeichnung denkt
sie, sondern an ihre Armen und ruft aus: „Ich bin meinem teuren
Heiland wahrhaft dankbar, daß er mir, nachdem ich so manches
Jahr die Gehilfin und Almosenpflegerin unsers ehrwürdigen
Vaters war, am Ende meines Lebens noch die Freude vorbehalten
hat. meinen Nebenmenschen Hilfe zu leisten!"
Oberlin hat die große Auszeichnung seiner geistigen Tochter
nicht erlebt, er war im Jahre 1806 aus seiner reichen und ge-
segneten Wirksamkeit in das bessere Jenseits hinübergegangen.
In einem hinterlassenen Briefe weiß er die Tugend seiner Tochter
Luise nicht genug zu preisen und bittet seine Kinder inständig, die
große Schuld durch Liebe und Dankbarkeit abzutragen.
Trotz der täglich sich wiederholenden Anstrengungen im
Dienste der werktätigen Nächstenliebe erreichte Luise ein Alter
von 74 Jahren. Noch wenige Tage vor ihrem Tode war sie in
voller Tätigkeit. Den Abschied vom Leben hatte sie sorg-
fältig vorbereitet. Ihr Totenhemd hatte sie mit eigner Hand
genäht, den Leichentext gewählt und einen ausführlichen Ab-
schiedsbrief geschrieben. Am 25. Juli 1837 ging sie zur ewigen
Ruhe ein. Das ganze Steintal folgte ihrem Sarge und weinte
am Grabe seiner Mutter. Man bettete die treue Magd neben
den treuen Seelsorger. So ruhen beide auch im Tode vereint von
ihrem gottgesegneten Werke aus, bis sie am Jüngsten Tage die
gütige Stimme ihres Herrn hören werden, der ihnen zurufen
wird: „Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, besitzet das
Reich, das euch von Anbeginn der Welt bereitet ist!"
236. Die deutsche Mutter.
1. Drei Rosse stehn vor dem kleinen Haus
und stampfen den Grund mit den Hufen.
Hell tönet ihr Wiehern, als wollten sie
heraus die Reiter rufen.
2. Es drängt die Menge wohl um das Haus,
die Söhne der Witwe zu schauen.
Ernst blicken die Männer und schütteln das Haupt,
es weinen die Mädchen und Frauen.
3. Die Ärmste sah vor nicht langer Zeit
den liebenden Gatten sterben.
Nun reißt drei Söhne der armen Frau
der Krieg ins Schlachtenverderben.
4. Da tritt sie heraus mit ernstem Blick
inmitten der stattlichen Jungen.
Ein letzter Kuß, noch ein Händedruck,
und sie haben aufs Roß sich geschwungen.