Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 48

1910 - Wittenberg : Herrosé
48 Ii. Das Haus und seine Sitte, die Familie und ihre Glieder. 25. Auf Westfälischer Heide. 1. Wie lauscht, vom Abendschein mn- die strohgedeckte Hütte, — szuckt, recht wie im Nest der Vogel duckt, aus dunkler Föhren Mitte! 2. Am Fensterloche streckt das Haupt die weißgestirnte Sterke, bläst in den Abenddnft und schnaubt und stößt ans Holzgewerke. 3. Seitab ein Gärtchen, dornumhegt, mit reinlichem Gelände, wo matt ihr Haupt die Glocke trägt, aufrecht die Sonnenwende. 4. Und drinnen kniet ein stilles Kind, das scheint den Grilnd zu jäten; nun pflückt sie eine Lilie lind und wandelt längs den Beeten. 5. Am Horizonte Hirten, die im Heidekraut sich strecken und mit des Aves Melodie träumende Lüfte wecken. 6. Und von der Tenne ab und an schallt es wie Hammerschläge; der Hobel rauscht, es fällt der Span, und langsam knarrt die Säge. 7. Da hebt der Abendstern gemach sich aus den Föhrenzweigen, und grade ob der Hütte Dach scheint er sich mild zu neigen. 8. Es ist ein Bild, wie still und heiß es alte Meister hegten, kunstvolle Mönche, und mit Fleiß es auf den Goldgrund legten. 9. Der Zimmermann, — die Hirten niit ihrem frommen Liede, — sgleich die Jungfrau mit dem Lilienzweig — und rings der Gottesfriede; 10. Des Sternes wunderlich Geleucht aus zarten Wolkenfloren —: ist etwa hier im Stall vielleicht Christkindlein heut' geboren? A. v. Droste-Hülshoff. 26. Ein guter Bater und eine treue Magd. „Herr Doktor, kommen Sie doch geschwind zu dem Hans im Enslihof! Er ist von der Leiter abgestürzt und hat sich wohl den Arm aus der Kugel gefallen." Mit diesen Worten trat ein schlichtes Dorfmädchen in das Hans des Wund- und Augenarztes Johann Baptist Pestalozzi am „Rüden- platz" zu Zürich. Vom Laufen war das Mädchen erhitzt und außer Atem. „Warte und ruhe ein wenig!" sagte der Arzt freundlich. „Ich komm' schon mit. Will nur dies fertig machen und mein Verbandzeug einpacken. Jst's dein Bruder?" „Ach nein!" war die Antwort. „Ich kam vorbei, als das Un- glück geschah. Es war niemand weiter daheim; da bin ich gleich fortgesprungen." „Brav!" sagte der Arzt und betrachtete mit Wohlgefallen das wackere Mädchen. „Einer diene dem andern, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." Während sich der Arzt zur Reise rüstete, sah sich das Mädchen im Zimmer um. Da gewahrte es in einer Ecke ein Büblein von vier oder fünf Jahren; das war schwächlich an Gliedern, schwärzlich im Gesicht und unschön von Gestatt. Aber es schaute ans tiefen, schönen Augen verwundert aus das fremde Mädchen. Das stand auf, streichelte ihm das Haar glatt und sagte: „Liebs Büebli, komm, laß dein Wäglein mal schön laufen!"
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer