Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 92

1910 - Wittenberg : Herrosé
92 Iii. Tages- und Jahreslauf, Fleiß und Frömmigkeit. 3. Im Graun der Nacht, im Windgebraus, man weiß sich doch im Vaterhaus, sorgt nicht am Kreuzweg allzuviel, man geht mit Gott und kommt aus Ziel. 4. Mit Gott! das ist so wunderleicht; und doch, soweit der Himmel reicht, so weit hiuwaudelu Tag und Nacht, dies Wort hat wundergroße Macht. 5. Fürwahr! das ist ein sel'ger Manu, der's recht von Herzen sagen kann; er wird so stark, daß selbst der Tod demütig naht und nimmer droht. 6. Wohlan, so sprich zur Abendruh', zum Morgenlichte sag es du: Mit Gott! Mit Gott! — so fang es an, dein Tagewerk, so schließ es dann! Hermann Kletke. 77. Der Meineid. Rudolf, Herzog von Schwaben, hatte dem Kaiser Heinrich dem Vierteil Treue geschworen, aber diesen Schwur gebrochen, indem er nachher von ihm abfiel. Nun geschah es, daß er bald daraus in der Schlacht bei Merseburg die rechte Hand verlor. Erschrocken hob er die Hand auf, zeigte sie seinen Soldaten und sprach: „Dies ist die Hand, mit welcher ich dem Kaiser Heinrich, meinem rechts mäßigen Herrll, das Wort der Treue gegeben habe. Erwäget nun selbst, ob ich mit Recht von ihm abgefallen bin!" So augenscheinlich straft Gott den Meineidigen und stellt uns da- durch die Heiligkeit und Wichtigkeit des Eides klar vor Augen. Die Bedeutung des Eidschwurs im öffentlichen Leben darf nimmermehr ver- kannt werden; er ist das letzte, äußerste Mittel, durch welches ein Mensch zur Haltung eines gegebenen Versprechens verpflichtet, durch welches die Wahrheit erforscht werden kann. Der Soldat schwört Treue seinem Kriegsherrn, der Staatsbürger Treue der Verfassung. Von jedem Menschen kann aber auch gefordert werden, daß er die Wahrheit seiner Aussage vor Gericht durch einen Eid bekräftige. Es ist eine furchtbar ernste Sache um einen Schwur; heißt doch schwören nichts anderes als Gott, den Allwissenden und Allmächtigen, zum Zeugen da- für anrufen, daß man die Wahrheit aussagen oder daß mau ein Ver- sprechen halten wolle. Wer einen Eid ablegt, beruft sich auf das Höchste und Heiligste, das in eines Menschen Herz kommen kann; eine feier- lichere Art der Beteuerung gibt es nimmer. Aber eben daraus folgt auch: Wer falsch geschworen hat, oder wer den Eid bricht, hat das Heiligste in den Staub getreten; er hat den Gott aller Wahrheit mit Wissen und Willen zum Zeugen der Unwahrheit gemacht.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer