1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens. 101
dann ist das Innere feucht und speckig, und „es ist der Teufel drauf
gesessen."
Eigentlich auf den Tisch kommt das Brot erst am zweiten oder
dritten Tage nach dem Backen, oder noch später; „je altbackener, desto
mehr gibt's aus." — Als der Hausvater die erste Handvoll Samen-
korn in die Erde geworfen, tat er es mit einem Kreuzzeichen. Jetzt,
da er den ersten Laib des Brotes in die Hand nimmt, um davon
ein Stück abzuschneiden, macht er mit der Spitze des Messers wieder
ein Kreuzzeichen auf den Laib, und damit ist das Werk vollbracht, zu
welchem der Mensch dem Schöpfer so tapfer Handlangerdienste geleistet.
Und das, mein lieber Leser, ist die Geschichte vom Stück Brot.
Nach Rosegger in: „Vom Fels zum Meer."
83. Das Mahl zu Heidelberg.
(am 10. Juni 1462).
1. Von Württemberg und Baden
die Herren zogen aus;
von Metz des Bischofs Gnaden
vergaß das Gotteshaus.
Sie zogen aus zu kriegen
wohl in die Pfalz am Rhein;
sie sahen da sie liegen
in: Sommersonnenschein.
2. Umsonst die Rebenblüte
sie tränkt mit mildem Duft;
umsonst des Himmels Güte
ans Ährenfeldern ruft.
Sie brannten Hof und Scheller,
daß heulte groß und klein.
Da leuchtete vom Feuer
der Neckar und der Rhein.
3. Mit Gram von seinem Schlosse
sieht es der Pfälzer Fritz,
heißt springen ans die Rosse
zween Mann ans einen Sitz.
Mit enggedrängtem Volke
sprengt er durch Feld und Wald,
doch ward die kleine Wolke
Zulu Wetterhimmel bald.
4. Sie wollell seiner spotten,
da sind sie schon umringt,
und über ihren Rotten
sein Schwert der Sieger schwingt.
Vom Hügel sieht man prangen
das Heidelberger Schloß,
dorthin führt nian gefangen
die Fürsten samt dem Troß.
5. Zuhinterst an der Mauer
da ragt ein Turm so fest,
das ist ein Sitz der Tralier,
der Schlang' und Eule Nest.
Dort sollen sie ihm büßen
im Kerker trüb mw kalt;
es gähnt zu ihren Füßen
ein Schlund und finstrer Wald.
6. Hier lernt vom Griimne rasten
der Württemberger Utz;
der Bischof hält ein Fasten;
der Markgraf läßt voin Trutz.
Sie mochten schon in Sorgen
um Leib und Leben sein,
da trat am andern Morgen
der stolze Pfälzer ein.
7. „Herauf, ihr Herrn, gestiegen
ht meinen hellen Saal!
Ihr sollt nicht fürder liegen
in Finsternis und Qual.
Ein Mahl ist euch gerüstet,
die Tafel ist gedeckt,
drum, wenn es euch gelüstet,
versucht, ob es euch schmeckt!"
8. Sie lauschen mit Gefallen,
wie er so lächelnd spricht.
Sie wandeln durch die Hallen
ans goldne Tageslicht.
Und in dem Saale winket
ein herrliches Gelag;
es dampfet und es blinket,
was nur das Land vermag.