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1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 181

1910 - Wittenberg : Herrosé
Vii. Der Hof und seine Ordnung, die Haustiere und ihre Pflege. 181 die Goldwage zu holen, und konnte vorhersehen, daß Ihr Euch unter- dessen besonnen haben würdet." Der Alte, welcher in seinen Bewegungell bald etwas ungemein Rasches, bald wieder die größte Bedächtigkeit zeigte, je nachdem das Geschäft war, das er trieb, setzte sich an den Tisch, wischte langsam und sorgfältig seine Brille ab, spannte sie über die Nase und fing nun an, die Goldstücke genau zu wägen. Zwei oder drei musterte er als zu leicht ans, worüber der Pferdehändler ein heftiges Gezeter erhob, welchem der Hofschulze schweigend und kaltblütig, die Wage in der Hand behaltend, zuhörte, bis der andere statt der verworfenen vollwichtige hervorholte. Endlich war die Sache beendigt; der Ver- käufer packte bedächtig das Geld in ein Papier und ging mit dem Pferdehändler llach dem Stalle, um ihm das Pferd zu überliefern. Der Rendant wartete die Rückkunft der beiden nicht ab. „Mit solchem Klotz ist nichts anzufangen," sagte er, „aber wenn du uns nur nicht so ordentlich auf die Termine bezahltest, wir wollten dich—" — Er fühlte nach seinen urkundlicheil Papiereil in der Tasche, merkte an ihrem Knittern, daß sie noch darin seien, und schlich vom Hofe. Aus dem Stalle traten der Pferdehändler, der Schulze und ein Knecht, welcher zwei Pferde, das des Pferdehändlers und die erkaufte braune Stute hinter sich herführte. Der alte Schulze sagte, indem er die letztere zum Abschied streichelte: „Es tut einem immer leid, wenn man eine Kreatur, die man aufzog, losschlägt, aber wer kann dawider? — Nun halte dich brav, Bräunchen!" ries er und gab dem Tiere einen herzhaften Schlag auf die runden, glänzenden Schenkel. Der Pferdehändler war indessen aufgestiegen und sah mit seiner langen Figur und der kurzen Schoßjacke unter dem breitkrempigen lackierten Hute, mit seinen erbsengelben Hosen über den dürren Lenden und den hochhinaufreichenden, ledernen Gamaschen, mit seinen Pfund- sporen und mit seiner Peitsche wie ein Wegelagerer aus. Er ritt ohne Lebewohl zu sagen, fluchend und wetternd davoll, die Braune am Leitzaume nachziehend. Keinen Blick wandte er nach dem Gehöfte zurück, die Braune dahingegen drehte mehrere Male den Hals um und wieherte wehmütig, als wollte sie klagen, daß ihre gute Zeit nun vorüber sei. Der Hofschulze blieb, die Arme in die Seite gestemmt, mit dem Knechte stehen, bis der Zug durch den Baumgarten ver- schwunden war. Dann sagte der Knecht: „Das Vieh grämt sich." „Warum sollte es nicht?" erwiderte der Hofschulze, „grämen wir uns doch auch. Komm auf den Futterboden, wir wollen Hafer messen." Karl Jmmermann. 4 125. Die Reinlichkeit im Hofe. Überall, wo Sinn für Ordnung und Reinlichkeit vorhanden ist, wird man auch der Sauberhaltung des Hofes die nötige Beachtung schenken. Wer gröblichen Schmutz in seinem Hofe duldet, ladet eine
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