1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Ix. Der Acker und seine Bearbeitung rc.
auf Bodenbearbeitung und Pflege. Abgesehen von den ganz schweren
Lehm- und leichten Sandböden, kommt er auf allen Bodenarten fort,
wofern sie in guter Kultur und Kraft sind. Warme und stille Sommer
sind ihnl sehr günstig, während Nässe und rauhe Winde nachteilig
auf sein Wachstum einwirken; man baut ihn deshalb auf Feldern
in geschützter Lage. Die Reihensaat ist bei ihm wie beim Raps
empfehlenswert, damit eine ausreichende Bearbeitung während des
Wachsens erfolgen kann.
3. Die Gespinstpflanzen werden wegen ihres Stengels an-
gebaut, der ein wertvolles Material zum Spinnen liefert. In ihren
ölhaltigen Samen gewähren sie dabei noch einen schätzenswerten
Nebenertrag. Sie verlangen in ihrem Anbau viel Arbeit, werfen dafür
aber auch reichlichen Gewinn ab.
Der Lein oder Flachs ist seit den ältesten Zeitei: in Deutschland
angebaut. Man unterscheidet zwei Arten, den Schließ- oder Dresch-
lein, bei dem die Körner aus den Kapseln durch Dreschen entfernt
werden müssen, und den Klang- oder Springlein, bei dem die Kapseln
bei der Reife in: Sonnenschein von selbst klingend aufspringen. Er
gedeiht besonders gut in solchen Jahren, in denen Wärme und mäßige
Niederschlüge miteinander wechseln, und zwar am besten auf kraft-
vollen, sandigen, Feuchtigkeit enthaltenden Lehmböden. Man baut ihn
nach Raps, Klee, Hülsen- und Hackfrüchten und auf umgebrochenen
Grasländereien. Lein darf nach Lein frühestens in sechs Jahren
wiederkehren. Wenn die Blätter unten gelb geworden sind, schreite
man zur Ernte. Die ausgerauften Stengel, von denen man die Kapseln,
mittels des Riffelkammes entfernt hat, werden durch die Tau- oder
Wasserröste mürbe gemacht. Bei Anwendung der Tauröste breitet man
die Stengel aus Grasländereien oder Stoppelfeldern aus und lägt sie so
lange liegen, bis das Holz bricht und der Bast sich leicht ablösen läßt.
Da die Tanröste aber von Wind und Wetter sehr abhängig ist
und längere Zeit dauert, so wird gewöhnlich die Wasserröste vor-
gezogen. Bei dieser legt man die Stengel 6—12 Tage in Wasser,
wodurch die holzartigen Teile derselben mürbe werden. Nach der
Röste werden die Stengel getrocknet, gedörrt, geklopft und zur Ge-
winnung der Flachsfasern mit der Bracke bearbeitet. Durch An-
wendung der Hechel wird der so gewonnene Flachsbast sodann noch
von der Hede befreit und dann gesponnen.
Der Hanf ist in seinem Anbau dem Flachs sehr ähnlich, ver-
trägt aber eher Hitze und Dürre und liefert einen gröberen Bast
als der Lein. Aus: Ahrens, Hauptstücke der Landwirtschaftslehre.
171. Zehn Gebote für den Ackerbauer.
1. Du sollst nur das anbauen, was sich für das Klima deines
Wohnortes, für den Acker, den du bebaust, und für dessen Lage am
besten eignet, auf daß du sicher erntest und dir dein Acker den
höchsten Ertrag liefere.
2. Du sollst nur gesunden, schweren, keimfähigen, gut gereinigten