1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
306 Xi. Die Gemeinde und ihre Pflichten, die Genossenschaft und ihr Segen.
194. Das
Ich rühme mir
mein Dörfchen hier!
Denn schön're Auen,
als ringsumher
die Blicke schauen,
blühn nirgends mehr.
Welch ein Gefilde
zum schönsten Bilde
für Künstlers Hand!
Hier Felsenwand,
dort Ährenfelder
und Wiesengrün,
dann blaue Wälder
die Grenze ziehn.
An jener Höhe
die Schäferei
und in der Nähe
mein Sorgenfrei! —
So nenn' ich meine
geliebte kleine
Einsiedelei,
worin ich lebe
zur Lust versteckt,
die ein Gewebe
von Ulm' und Nebe
grün überdeckt.
Dort kränzen Schlehen
die braune Kluft,
Dörfchen.
und Pappeln wehen
in blauer Luft.
Mit sanftem Rieseln
schleicht hier gemach
auf Silberkieseln
ein heller Bach;
fließt unter Zweigen,
die über ihn
sich wölbend neigen,
bald schüchtern hin,
läßt bald im Spiegel
den grünen Hügel,
wo Lämmer gehn,
des Ufers Büschchen
und alle Fischchen
im Grunde sehn.
Da gleiten Schmerlen
und blasen Perlen;
ihr schneller Lauf
geht bald hinnieder
und bald herauf
zur Fläche wieder.
So rühm' ich mir
mein Dörfchen hier!
Denn schön're Auen,
als ringsumher
die Blicke schauen,
blühn nirgends mehr.
G. A. Bürger.
195. Die 7 Wahrzeichen eines guten Dorfes.
A. Wenn ich durch ein Dorf gehe, habe ich meine Merkzeichen,
wie es bei den Menschen hier bestellt ist. Sehe ich auf den Fenster-
simsen wohlgepslegte Blumen in Töpfen, ein Plätzchen vor dem
Hause oder an der Seite, wo Blumen gezogen werden, da freut sich
mein Herz, denn ich weiß: hier sind Menschen, die sich das nackte
Leben noch schmücken, und wo Blumen sind, sind auch Lieder.
Hier wird gewiß auch noch fröhlich gesungen. — Dann ist mein
zweites Augenmerk auf die Brunnen gerichtet. Man achtet viel
zu wenig darauf, wie im Trinkwasser die eigentliche Quelle der Ge-
sundheit ist. Du kannst es oft in einem Dorfe oder Städtchen
hören; da draußen am Berge, beim Wald, da ist die beste Quelle
weit und breit, und sie versickert ungenützt. Es ist ein großes
Zeichen, welche kernhaft gesunde Figuren die alten Römer waren,