Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 400

1910 - Wittenberg : Herrosé
400 Xiii. Vaterland und Volkstum. würdige Wartburg herüber. Im Südwesten wird der Blick begrenzt durch die Rhön; nordwärts zeigen sich in verschwimmenden bläulichen Umrissen die Höhen des Harzes. Manch freundliches Schloß wurde von thüringischen Fürsten im Gebirge erbaut. Gleich Edelsteinen sind sie in das schwellende Grün der Wälder eingebettet. Besonders schön und lieblich ist Schloß Schwarzburg, das Stammschloß der Schwarzburger Fürsten. Unterhalb Rudolstadt mündet in das Saalknie ein kleines Flüßchen, dieschwarza. An ihr liegtaufschmalerfelszunge der schmucke Fürstensitz. Die Schwarza schlängelt sich wie ein Silberband um ihn herum, und die waldbestandenen Höhen umziehen ihn wie schützende Wälle. Kein Wunder, daß dem Thüringer Wald alljährlich große Scharen von Wanderern und Sommerfrischlern zuströmen. Nament- lich die Großstädter Norddeutschlands wählen in großer Zahl die Ortschaften des Thüringer Waldes zum Sommeraufenthalt. Das kleine Städtchen Friedrichroda in der Nähe des Jnselberges nennt man geradezu eine Vorstadt Berlins. Der Thüringer sieht diese Sommer- gäste und Wanderer, die er scherzend „Luftschnapper" nennt, sehr gern, da sie ein gut Stück Geld ins Land bringen. Die Thüringer sind ein biederer, genügsamer, fröhlicher und gastlicher Menschenschlag. Mit Kartoffeln im Keller, Singvögeln in der Stube, Bier im Kruge und einem Liede in der Kehle sind sie zufrieden und glücklich. 4. Die Gewerbtätigkeit. Im 16. Jahrhundert blühte im Thüringer Walde der Bergbau, namentlich auf Eisen. Je mehr aber die Kohle in den Eisenhütten ihre Herrschaft antrat, desto weniger konnte der Thüringer Watd mit seiner Holzheizung den Wett- bewerb aushalten. Heute wird nur noch wenig, aber vorzüglich gutes Eisen gewonnen, das u. a. zu Gewehren verarbeitet wird. Bekannt ist z. B. die preußische „Gelvehrstadt" Suhl, am südwestlichen Fuße des Beerberges gelegen. — Von andern mineralischen Schätzen ist der Schiefer wichtig. Gerade die Schiefer des Thüringer Waldes, be- sonders auch des Frankenwaldes, eignen sich vorzüglich zu Dach- und imnientlich auch zu T a f e l s ch i e f e r n. Aus der Gegend zwischen Sonneberg und Saalfeld im Herzogtum Meiningen, besonders aus Lehesten und Gräfenthal, nordnordöstlich von Koburg im Gebirge gelegen, kommen alljährlich an 2^/z Mill. eingerahmter Schiefertafeln und 90 Mill. Griffel in den Handel. Als der Bergbau immer mehr zurückging, mußte die recht dicht lvohnende Bevölkerung zu andern Erwerbszweigen greifen, und zwar führte der Holzreichtum zur Herstellung von S p i e l w a r e n. Den Mittelpunkt dieser Industrie bildet das schon genannte Sonneberg. Aus etwa 30 Dörfern der Umgegend bringen die fleißigen Bewohner jeden Sonnabend die Erzeugnisse ihrer geschickten Hand karrenweise in die Stadt. Hier bekommen die Sächelchen den Farbenanstrich und die weltberühmte Marke „Sonneberger". Dann wandern sie in alle Welt; selbst Amerikas Kleinen werden durch sie erfreut. Ein großer Teil der Waren geht zunächst nach Nürnberg, um hier in „Nürnberger Spielwaren" umgetauft zu werden. — Der Wert der jährlich in der
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer