1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite.
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Netze von Telephondrähten überzogen, und die Reichspostverwaltung
hat eine Verordnung erlassen, welche die Benutzung dieses neuen
Verkehrsmittels regelt. Seine Brauchbarkeit hat sich bis jetzt geltend
gemacht als Signaleinrichtung für Feuermeldungen und Wasserleitun-
gen, in Gasthöfen und großen Fabriken, bei Eisenbahnen und im Ver-
kehr der Handelshäuser, Geschäftsstellen und Wohnungen. Auch ist
durch den Fernsprecher der Anschluß einer größeren Zahl kleinerer
Orte an das Telegraphennetz möglich geworden.
Der Fernsprechverkehr wird in größeren Städten durch ein be-
sonderes Amt vermittelt. Jede Stelle wird durch eine befonbere
Leitung aus Stahldraht, der an eisernen Ständern über die Dächer der
Häuser fortgeführt wird, mit dem Fernsprechvermittelungsamte ver-
bunden. Dieses Amt hat die Aufgabe, die einzelnen Leitungen nach
dem jedesmaligen Wunsche des Stelle-Inhabers miteinander in Ver-
bindung zu setzen, wenn ein Gespräch erfolgen soll.
Nach dem Lesebuch v. Schürmann und Windmöller.
265. Die deutschen Kolonien oder Ansiedelungen.
So sehr der Deutsche an seiner Heimat hängt, so wanderlustig
ist er auch. Dieser Wandertrieb führte die Deutschen in die ver-
schiedensten Länder und machte sie zu den besten Ansiedlern. So sind
Kurland, Livland und Preußen zu deutschen Kulturländern gemacht
worden. Sachsen siedelten nach Siebenbürgen und Süddeutsche nach
Rußland über und gründeten blühende Kolonien. Die Blüte der
Vereinigten Staaten von Nordamerika ist hauptsächlich auch den deut-
schen Einwanderern mit zu danken. Leider verloren die deutschen
Ansiedler meist den Zusammenhang mit dem Mntterlande und gingen
in den fremden Völkern auf. Man nannte sie deshalb spottweise
„Völker- und Kultur-Dünger". Erst das neugegründete Deutsche Reich
mit seinem emporblühenden Welthandel war stark genug, eigene An-
siedelungen in fremden Erdteilen zu erwerben. Den Anfang machten
1883 unter dem Schutze des Reiches die großen Kaufleute Lüderitz
in Bremen und Woermann in Hamburg mit Angra-Pequena
und Kamerun im westlichen Afrika. Es folgten Schlag auf Schlag
die Erwerbung von T o g o l a n d, D e u t s ch - O st a f r i k a und einer
Anzahl Inseln in der S ü d s e e.
Besondere Verdienste erwarben sich durch Entdeckungsreisen und
Erwerbung vonländern diereisenden vr. Nachtigal, vr. Peters,
vr. Jühlke, Graf Pfeil und vr. Finsch, letzterer in der Südsee,
erstere in Afrika. Leider ist keine unserer Ansiedelungen ganz geeignet,
den Überschuß des deutschen Volkes, das jährlich um V2 Million
wächst, dauerd aufzunehmen und zu einer deutschen Heimat in der
Fremde zu werden. Entweder ist das Klima zu heiß und ungesund
oder der Wassermangel dem Landbau hinderlich. Der Anbau muß
also durch Eingeborene unter Leitung deutscher Aufseher erfolgen. In
den Schätzen des Bodens, in der Arbeitskraft der Eingeborenen und