Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 448

1910 - Wittenberg : Herrosé
448 Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite. in den neuen Arbeitsaufgaben liegt die Bedeutung unserer Kolonien. Eine besondere Aufgabe der Kolonialverwaltung ist die Erziehung der Einwohner zu christlichen Tugenden durch die Mission. Ihre stille, selbstlose und tätige Arbeit auf vielen Stationen mildert, wenn auch langsam, die Sitten der heidnischen Wilden, erzieht sie zu Treu und Glauben im Verkehr, gewöhnt sie an nützliche Arbeit, lehrt Gärten und Äcker bauen, in Hausern seßhaft werden, in der Familie das Glück suchen und über das Erdentreiben den Blick nach dem Himmel richten. Mehr und mehr verschwinden der Sklavenhandel, die blutigen Kriege, die räuberischen Züge, die grausamen Sitten und die aber- gläubischen Gebräuche. Immer mehr Niederlassungen, Verkehrswege und Absatzgebiete eröffnen sich dem Handel und lassen uns eine fröhliche Entwicklung der Kolonien und daraus einen reichen Segen für das Mutterland er- hoffen. a) Deutsch-Südwestafrika. Das Gebiet übertrifft an Flächen- raum das Deutsche Reich. Der südliche Teil wird von den Nama, der mittlere von den Herero und der nördliche von den Ovambo bewohnt. Die Küste ist über 1500 llm lang, aber sandig und un- wirtlich. Belebt wird die traurige Steilküste nur von Seevögeln, die hier von dem Fischreichtum des Meeres angelockt werden. Das Hinterland besteht aus Hochebenen, die mit grasreichen Weiden bedeckt und von einer Menge von Bergrücken durchzogen sind, und dem Kalaharibecken, das teils Steppe, teils Wüste ist. Die Berge sind nicht arm an nutzbaren Materialien. Man hat Kupfer und goldhaltigen Quarz in lohnender Menge entdeckt; auch hofft man noch Schätze an Kohlen und Eisen zu finden. Die Bewässerung des Landes ist eine dürftige. Das Klima ist für den Europäer sehr ge- sund. Der Wassermangel und das Fehlen der Verkehrswege machen aber vorläufig einen Anbau des Landes unmöglich. Blutdürstige Raubtiere, giftige Schlangen, Skorpione und lästige Insekten sind für den Menschen eine Gefahr und Plage. Zwischen den Herero und Nama-Hottentotten herrschte große Feindschaft; sie führten einen ununterbrochenen, blutigen Vernich- tungskrieg gegeneinander. Für die Kultur haben beide Völker gute Anlagen. Neben ihrer Muttersprache sprechen sie noch holländisch wie die südafrikanischen Bauern, die einen Freistaat bildeten. Die Mission war unter ihnen mit Erfolg tätig. Beide Völker hatten einen nicht ge- ringen Reichtum an Viehherden. Sie empörten sich aber gegen die deutsche Herrschaft und wurden nach furchtbaren Kümpfen besiegt und fast vernichtet. Die Ovambo treiben hauptsächlich Ackerbau, weshalb ihr Gebiet das wichtigste für die Ansiedelung ist. Eine deutsche Gesellschaft hat in Sandwichshafen eine größere Schlächterei und eine Guanofabrik angelegt, und eine andere deutsche Gesellschaft faßt die Ausbeute der Mineralschätze fest ins Auge. Etwa 700 Europäer leben in dem Schutzgebiet zerstreut. Es sind deutsche und englische Händler, die gegen europäische Waren, wie Gewehre, Kleidungsstücke, eiserne und gläserne Geräte und Schmucksachen, Branntwein, Tabak und Kaffee,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer