1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
458 Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite.
immergrüne, lederartige, lanzettliche Blätter, die als Gewürz gebraucht
werden und aus denen man Kränze für die Dichter und Sieger wand.
Er wächst int südlichen Europa.
6. Der Baumwollen strauch ist eine der wichtigsten Gespinst-
pflanzen. Er wird meterhoch, hat 3lappige Blätter und blaßgelbe
Blüten, die in einem gefransten Kelche sitzen. Daraus entwickeln sich
Samenkapseln, in denen viele Körner in weichen, wolligen Haar-
bettchen liegen. Diese sprengen endlich die Kapsel, die mit 3—5 Klappen
aufspringt. Das Sammeln und Reinigen der Baumwolle ist sehr
mühselig aber lohnend, da die Bauntwolle einer der wichtigsten tzaudels-
artikel ist und Millionen von Menschen beschäftigt. Die Engländer
nennen sie „König Cotton". Sie wächst hauptsächlich im heißen
Amerika, in Ostindien und Ägypten, wird aber zumeist in englischen
Fabriken in der mannigfachsten Weise verarbeitet.
Aus Polacks Naturgeschichte.
267. Die wichtigsten Völker Europas.
Die hervorragendsten europäischen Völker sind teils romanischer,
teils germanischer Abstammung. Die romanischen Völker haben ihre
Blütezeit hinter sich, die germanischen befinden sich in derselben oder
erwarten sie noch. Die romanischen Völker sind der Mehrzahl nach
katholischer Religion, die germanischen haben sich in überwiegender
Zahl der protestantischen Kirche zugewandt.
Ein Volk romanischen Stammes, das in der Geschichte einst eine
Hauptrolle gespielt, eine Zeitlang aber vom Schauplatz derselben ver-
drängt war, siitd die Italiens r. Welche Eriirnernngen knüpfen sich
an Italien, welche Schätze birgt es noch heute! Noch heute zieht es
Tausende mit unwiderstehlichem Zuge in das „Land, wo die Zitronen
blüh'n", mit seinen Myrten, Zitronen und Orangen; noch heute sind
seine Museen und Kunstsammlungen ein Anziehungspunkt für Künstler
und Kunstfreunde. Roms Macht ist zweimal dahingesunken; aber wenn
der Reisende die Kuppel der Peterskirche am Himmel auftauchen sieht,
da klopft sein Herz höher, und sein Fuß betritt nicht ohne eine gewisse
Erregung die Räume der heiligen Stadt. — Das Ideal eines Italieners
ist das dolce far niente, das süße Nichtstun; darum ist der Handel
der Italiener von geringer Bedeutung, die gewerbliche Tätigkeit der
Größe und dem Reichtums des Landes nicht entsprechend. Auch die
Volksbildung steht auf niedrigerer Stufe als in den meisten andern
europäischen Ländern. Die Regierung hat noch jetzt mit der Unter-
drückung des Räuberwesens zu tun. Äußerst zudringliche Bettler be-
lästigen den Reisenden, und hundert Hände strecken sich bei jeder
Gelegenheit nach einem Trinkgeld aus. Im nördlichen Italien findet
man mehr Arbeitsamkeit; von hier aus gehen viele in andere Länder,
um als Eisenbahnarbeiter, Maurer, Gipsfigurenhändler, Zuckerbäcker
soviel zu verdienen, daß sie sich später in der Heimat ansiedeln können.
Der Italiener hat eine schöne Gestalt, meist dunkle Augen und dunkles
Haar, ein leidenschaftliches Gemüt, große Zungenfertigkeit und eine
schöne, vokalreiche Sprache.