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1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 31

1903 - Wittenberg : Herrosé
I. Der Bauernstand sonst und jetzt. 31 5.^Was uns noch heute an Friedrich Wilhelm Iii. und seine Zeit 1(1797—1840) erinnert. In manchen Schulen hängt noch sein „letzter Wille" unter Glas und Rahmen. Er fängt mit seinem Wahlspruche an: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Aus dem ganzen Lande reisen alle Jahre viele tausend Menschen nach Berlin, um die Herrlichkeiten der Reichshauptstadt zu sehen. Am meisten wird jedes Herz gerührt in dem M a u s o l e u m bei Charlottenburg. In diesem stillen Grabhause zwischen hohen Bäumen ruhen König Friedrich Wilhelm Iii. und seine unvergeßliche Gemahlin Luise. Ihre herrlichen Bildsäulen von Marmor liegen auf der Grab- stätte. In Berlin sind ihm, seiner Gattin und seinen Helden aus den Befreiungskriegen 1813—1815 herrliche Standbilder errichtet. Auch bei dem Anblick des schönen Brandenburger Tores gedenkt man jener Zeiten. Es führt aus der Stadt in den schattigen Tiergarten. Oben thront die Siegesgöttin aus einem Wagen mit vier Rossen. Ein Kupferschmied aus Potsdam hat das Kunstwerk angefertigt. In den Unglücksjahren 1806 und 1807 raubten es die Franzosen und führten es nach Paris; unsere Väter aber haben es in den Befreiungs- kriegen wieder geholt. An diese Kriege erinnern die Freudenfeuer, welche hier und da im deutschen Vaterlande am 18. Oktober auf den Bergen noch angezündet werden. Sie gelten der großen Völkerschlacht bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche frei machten. Auch das Denkmal auf dem Kreuzberge bei Berlin erinnert noch heute daran, wie unter Friedrich Wilhelm Iii. in den Befreiungskriegen das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte. Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene Söldner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten hinfort das Vaterland verteidigen. Das Heer sollte fortan das „Volk in Waffen" sein. Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern auf, die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien Bürger st and. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne große Kosten die Leute zu versöhnen suchen. Auch im Schulwesen erinnert viel an Friedrich Wilhelm Iii. Zu seiner Zeit lebte der große Kinderfreund Pestalozzi in der Schweiz. Rach seiner Weise wird noch heute in den Schulen unter- richtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Er- ziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, uni in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Turnvereine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingefühlt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen wurden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendorf, „Was
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