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1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 32

1903 - Wittenberg : Herrosé
32 T. Der Bauernstand sonst und jetzt. blasen die Trompeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder. Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit. Das Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regierungs- bezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii. Dem ganzen deutschen Vaterlande erwies er eine große Wohltat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine be- stimmte Abgabe. Manches Zollhaus stammt aus jener Zeit. Da- durch wurden die Waren merklich teurer. Die Leute aber an der Grenze schlichen heimlich hinüber und herüber, holten die Waren ohne Zoll, also viel billiger, und bestahlen so den Staat. Dieser mußte viele Grenzwächter anstellen, um die Schmuggelei (von schmiegen) zu verhindern. Dieselbe schädigte den Staat, verdarb die Sitten der Leute und kostete manchem Menschen das Leben; denn die Grenzwächter paßten scharf auf und spaßten nicht mit ihren Gewehren. Manches Kreuz und mancher Denkstein an der Landesgrenze erinnert noch an die Opfer des Schmuggels, die hier ftelen. Durch lange, mühsame Verhandlungen brachte es Friedrich Wilhelm dahin, daß nur noch an der deutschen Grenze Zoll erhoben wurde. Der Ertrag desselben wurde unter die einzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt. Der Zollverein bereitete die deutsche Einheit vor. Zur Zeit dieses Königs wurde der Dampf als stärkster Arbeiter iu den Dienst der Menschen genommen. Allerlei Dampfmaschinen wurden gebaut. Das erste Dampfschiff befuhr 1625 den Rhein. Die erste Eisenbahn verband 1835 Nürnberg und Fürth, die zweite Berlin und Potsdam. Die beiden Professoren Gauß und Weber in Göttingen erfanden den elektrischen Telegraphen oder Fern- schreiber, der Schlosser Dreyse in Sömmerda das Zündnadel- gewehr, ein Amerikaner die Nähmaschinen. Auch die Streich- zündhölzchen, mit denen man jetzt so rasch Licht in der Dunkelheit macht, wurden in dieser Zeit erfunden. Vorher konnte man nur langsam und mühsam Licht schaffen, indem man einen Feuerstein gegen Stahl schlug, die Funken mit Schwamm oder Zunder auffing und durch einen Schwefelfaden zur Flamme entzündete. Unter dem gerechten, schlichten Herrscher wandelten sich alle Ver- hältnisse um. Kein Stand erfuhr das mehr als der Bauernstand. Er wurde, was er heute ist, eine der sichersten und besten Stützen des Staates. Die Bauern wurden endlich freie Leute und erhielten den freien Gebrauch ihres Eigentums. Bis dahin waren sie meistens nur Nutznießer, nicht aber freie Besitzer ihrer Äcker und Häuser gewesen. Sie wurden frei von den drückenden Frondiensten. Dieselben waren oft unerträglich geworden, wenn der Gutsherr sie manchen Bauern gegen Geldzahlung erließ, die andern aber zwang, deren Arbeit mit- zutun. Die vielen Abgaben wurden in eine billige Geldrente ver-
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