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1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 37

1903 - Wittenberg : Herrosé
I. Der Bauernstand sonst und jetzt- 37 selbst mache, und drang auf eine sorgfältige Buchführung. In zahl- reichen Schriften legte er seine Grundlehren für den Landmann dar. Über sie erhob sich zuerst lebhafter Streit, doch wurden sie bald als die besten Führer anerkannt. Größere Reisen erweiterten seinen Gesichtskreis und brachten ihn in Verbindung mit tüchtigen Fachmännern. Viele Landwirte suchten seinen Rat, und namentlich jüngere besuchten ihn, um von ihm zu lernen. Da entschloß er sich, für solche junge Leute eine landwirt- schaftliche Lehranstalt in Celle zu gründen. Diese, 1802 gegründet, blühte fröhlich auf; aber das Jahr 1803, in welchem Hannover von den Franzosen besetzt wurde, schien alles in Frage zu stellen. Darum siedelte Thaer unter günstigen Bedingungen nach Preußen über, dessen König Friedrich Wilhelm Iii. ihm sehr geneigt war. Er kaufte, von der Regierung unterstützt, das Gut Möglin im Kreise Oberbarnim und rang, obgleich schon die Übersiedelung ihm Verluste brachte und ihn und die junge Lehranstalt wie das ganze Vaterland bald die herben Schläge von 1806 und 1807 trafen, sich doch mit eiserner Energie durch die schweren Jahre der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege hindurch und beteiligte sich auch an den Arbeiten zur Hebung des Volkes. Die Stein-Hardenbergschen Gesetze brachten in dieser Notzeit die von ihm für die Landwirtschaft schon lange erstrebte Befreiung des Grund und Bodens von den unerträg- lichen Berechtigungen, ordneten die Gemeinheitsteilungen durch Zu- sammenlegen der Grundstücke und machten, indem sie einen unabhängigen, über sein Eigentum frei verfügenden Bauernstand schufen, erst eine Besserung möglich. Der Hebung des Bauernstandes galten Thaers Arbeiten in erster Linie. Er erhob seine Wirtschaft immer mehr zu einer Musterwirtschaft, veredelte die Schafzucht, so daß ebenso seine Schäferei bald ein Muster wurde, und erhielt auch, unterstützt von seinem tüchtigen Gehilfen Koppe, seine Lehranstalt. Diese wurde 1810 vom Staate übernommen und mit der Universität Berlin in Verbindung gesetzt, an welcher Thaer außerordentlicher Professor wurde. Er lehrte als solcher im Winter in Berlin, im Sommer in Möglin und hat dadurch viel Segen gestiftet. 1819 aber legte er die Professur nieder, übergab seinem Sohne die Leitung der Wirtschaft und widmete sich nur der landwirtschaftlichen Schule, welche nun den Namen einer königlichen akademischen Lehranstalt erhielt. Die Hauptaufgabe der Landwirtschaft sah Thaer darin, den Boden zum höchsten Ertrage zu bringen und ihm die durch den Pflanzenwuchs entzogenen Nahrungsteile schnell wieder zuzuführen. Das ist im all- gemeinen nur möglich, wenn der Boden und der Landwirt so frei als möglich ist von allen die Wirtschaft hindernden Belästigungen. Für den einzelnen Landwirt ist sodann nötig, daß er genau rechne, um sich einen richtigen Einblick in seine ganze Wirtschaft zu verschaffen. Erst dadurch lernt er den Wert der Arbeit und der Erzeugnisse, die Vor- teile neuer oder alter Einrichtungen und die Notwendigkeit von Ver- besserungen genau abwägen. Um sich aber stets über den Stand des Betriebes und über dessen Erfolge klar zu werden, ist die stete Führung
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