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1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 105

1903 - Wittenberg : Herrosé
Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens. 105 5. Zuhinterst an der Mauer da ragt ein Turm so fest, das ist ein Sitz der Trauer, der Schlang' und Eule Nest. Dort sollen sie ihm büßen im Kerker trüb und kalt; es gähnt zu ihren Füßen ein Schlund und finstrer Wald. 6. Hier lernt vom Grimme rasten der Württemberger Utz; der Bischof hält ein Fasten; der Markgraf läßt vom Trutz. Sie mochten schon in Sorgen um Leib und Leben sein, da trat am andern Morgen der stolze Pfälzer ein. 7. „Herauf, ihr Herrn, gestiegen in meinen hellen Saal! Ihr sollt nicht fürder liegen in Finsternis und Qual. Ein Mahl ist euch gerüstet, die Tafel ist gedeckt, drum, wenn es euch gelüstet, versucht, ob es euch schmeckt!" 8. Sie lauschen mit Gefallen, wie er so lächelnd spricht. Sie wandeln durch die Hallen ans goldne Tageslicht. Und in dem Saale winket ein herrliches Gelag; es dampfet und es blinket, was nur das Land vermag. 9. Es setzten sich die Fürsten; da möcht' es seltsam sein. Sie hungern und sie dürsten beim Braten und beim Wein! „Nun, will's euch nicht behagen? Es fehlt doch, deucht mir, nichts? Worüber ist zu klagen? An was, ihr Herrn, gebricht's? 10 10. „Es schickt zu meinem Tische der Odenwald das Schwein, der Neckar seine Fische, den frommen Trank der Rhein. Ihr habt ja sonst erfahren, was meine Pfalz beschert! Was wollt ihr heute sparen, wo keiner es euch wehrt?" 11. Die Fürsten sahn verlegen den andern jeder an, am Ende doch verwegen der Ulrich da begann: „Herr, fürstlich ist dein Bissen, doch eines tut ihm not, das mag kein Knecht vermissen; wo ließest du das Brot?" 12. „Wo ich das Brot gelassen?" sprach da der Pfälzer Fritz; er traf, die bei ihm saßen, mit seiner Augen Blitz. Er tat die Fensterpforten weit auf im hohen Saal; da sah man allerorten ins offne Neckartal. 13. Sie sprangen von den Stühlen und blickten in das Land, da rauchten alle Mühlen rings von des Krieges Brand. Kein Hof ist da zu schauen, wo nicht die Scheune dampft; von Rosses Huf und Klauen ist alles Feld zerstampft. 14. „Nun sprecht: Von wessen Schul- ist so mein Mahl bestellt? sden Ihr müßt euch wohl gedulden, bis ihr besät mein Feld, bis in des Sommers Schwüle mir reifet eure Saat, und bis mir in der Mühle sich wieder dreht ein Rad. 15. „Ihr seht, der Westwind fächelt in Stoppeln und Gesträuch. Ihr seht, die Sonne lächelt, sie wartet nur aus euch. Drum sendet flugs die Schlüssel und öffnet euern Schatz, so findet bei der Schüssel das Brot den rechten Platz." Gustav Schwab.
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