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1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 311

1903 - Wittenberg : Herrosé
Xl Die Gemeinde und ihre Pflichten, die Genossenschaft und ihr Segen. Zu zänkischen und streitsüchtigen Wesen vermied man es auch sonst, sich mit ihnen einzulassen. Einige Bürger der Stadt wären gern ge- neigt gewesen, das Gefäll des obenerwähnten Baches nutzbar zu machen; aber sie scheuten sich, mit so ungeselligen Nachbarn in Verhandlung zu treten. Dies war der Zustand der Gemeinde, als der Doktor es unter- nahm, denselben zu verbessern. Ehe er sein großes Vorhaben in Angriff nahm, berechnete er alle Folgen. Es konnte nicht zweifelhaft sein, daß, wenn es ihm ge- lang, vernünftigeren Ansichten in der Gemeinde Bahn zu brechen, auch der Geist und die Sitten sich ändern würden. Aber er war sich auch wohl bewußt, mit welchen Schwierigkeiten er würde zu kämpfen haben, welche Hindernisse ihm Vorurteil, Trägheit, Eifersucht, Ver- leumdung bereiten, und wie er für eine Zeitlang seine Ruhe und seinen Frieden opfern müsse. Dieser Kampf schreckte aber den für seine Idee begeisterten Mann nicht zurück. Komme ich nicht ans Ziel, dachte er, so erreichen es andere nach mir. Übrigens sah er wohl ein, daß er allein einer so großen Aufgabe nicht gewachsen sei. Be- scheiden, wie alle Männer von wahrem Verdienst, begriff er, daß er sich nach Hilfe umsehen müsse, und sich solche zu verschaffen, war daher die erste seiner Sorgen. Rapet-Mayer. 206 (220). Ein wohlhabendes Dorf. In das Gebiet der Gemeinde gehörte auch das Besitztum eines reichen Mannes mit Namen Hofmann, bestehend aus einem hübschen Landgut mit Schlößchen. Er selbst wohnte jedoch in der Stadt und kam nur in der schönen Jahreszeit manchmal heraus. Der Charakter der Schönfelder und der Anblick ihres Elends waren ihm zuwider. Er hatte den guten Willen, Hilfe zu leisten, wo es not tat, sah aber wohl ein, daß seine Wohltätigkeit dem Übel nie an die Wurzel kam. Arbeitsam und beharrlich, aber schüchtern und schwer von Entschluß, hätte er nie das Werk begonnen, das sich Doktor Auer zur Aufgabe machte. Dieser aber begriff, welchen Beistand er bei einem Manne finden könne, der Glücksgüter und die erforderliche Muße neben einem offenen Sinne für das Wohl seiner Mitmenschen besitze. Er machte daher Herrn Hofmann mit seinem Vorhaben bekannt, welcher es beifällig aufnahm und Unterstützung versprach. Schon wiederholt war ihm die Stelle des Ortsvorstandes angeboten worden; nun entschloß er sich, sie anzunehmen, was die Notwendigkeit mit sich brachte, öfter in Schönfeld zu verweilen; ja er verlegte, eingenommen für das Werk, an dem er mitwirken sollte, bald seinen Wohnsitz dahin. Ein Umstand begünstigte sogleich beim Beginn der beiden Männer Vorhaben. Der alte achtzigjährige Pfarrer starb, und da der Doktor wohl einsah, daß die Wiedergeburt einer verwahrlosten Gemeinde ohne den Beistand der Religion und der Sittlichkeit sehr schwierig sein werde, so bot er allen seinen Einfluß auf, daß der Gemeinde ein Geistlicher
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