1903 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Polack, Friedrich, Stier, K., Krämer, J. B., Schreiber, B., Rockstroh, J.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Xiii Vaterland und Volkstum.
5) Wie König Wilhelm zum deutschen Kaiser aus-
gerufen und der Friede geschlossen ward. Ehe sich Paris
ergab, wurde König Wilhelm auf französischem Boden am 18. Januar
1871 zum deutschen Kaiser ausgerufen und damit das Deutsche
Reich wieder erneuert. Alle deutschen Fürsten und die Abgeordneten
des Volkes hatten ihm die Krone angeboten und damit den heißen
Wunsch des deutschen Volkes erfüllt. Seit 65 Jahren war Deutsch-
land ohne Kaiser, uneinig und ohnmächtig gewesen. Der neue Kaiser
gelobte, „allezeit ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen
Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens."
Am 10. Mai 1871 kam es zum Friedensschlüsse in Frank-
furt a. M. Deutschland erhielt Elsaß und Lothringen als Reichsland
und 4000 Millionen Mark Kriegskosten. Das war ein Krieg und ein
Erfolg ohnegleichen. Ganz Deutschland war geeinigt, Kaiser und Reich
erneuert und das verlorene Reichsland wiedergebracht.
6. Der starke Hort des Friedens. Nach den drei großen
Kriegen regierte Kaiser Wilhelm I. noch 17 Jahre in Frieden. Unter
ihm und seinem großen Kanzler, dem Fürsten Bismarck, trat
Deutschland an die Spitze Europas. Der deutsche Kaiser war der
Schiedsrichter bei den Streitigkeiten der Fürsten und Völker. Mit
Österreich und Italien schloß er den Dreibund zur Erhaltung des
Friedens. In fremden Ländern wurden deutsche Ansiedelungen angelegt.
Deutsche Kriegsschiffe beschützten die Deutschen im Auslande. Der
deutsche Name war jetzt in der ganzen Welt geachtet.
Der Reichstag, d. h. die 397 Abgeordneten des deutschen
Volkes, und der Bundesrat, d. h. die 58 Vertreter der Fürsten,
suchten durch weise Gesetze die Einheit in den 26 deutschen Staaten
zu fördern. So wurden gleiche Münzen, Maße und Gewichte
eingeführt. Die kaiserliche Post erleichterte den Verkehr in ganz
Deutschland; ja ein Weltpostverein wurde gegründet, damit man
Briefe, Geld und Waren billig und rasch in die ganze Welt senden
könnte. Der Staat übernahm die Eisenbahnen und Fern-
schreiber und verwaltet sie trefflich zum Besten der Untertanen. Er
unterstützte Handel und Gewerbe, legte Straßen und Kanäle
an und verband die Nord- und Ostsee durch einen großen Kanal.
Berlin verschönerte sich durch herrliche Gebäude, Straßen und Denk-
mäler von Jahr zu Jahr. Ein besonderer Schmuck ist das neue
Reichstagsgebäude.
Unter Kaiser Wilhelm I. wurden viele Schulen gebaut und der
Unterricht verbessert. Gelehrte Reisende erforschten fremde
Länder. Die äußere Mission suchte die Heiden zu bekehren, die
innere Mission aber Not und Elend in der Christenheit zu lindern.
7. Der fürsorgende Landesvater. Unermüdlich hat der
edle Kaiser für sein Land und Volk gesorgt. „Ich bin glücklich, wenn
Preußens Volk glücklich ist!" sagte er. Ein andermal: „Ich achte es
viel höher, geliebt zu sein, als gefürchtet zu werden!" Noch auf dem
Totenbette flüsterte er: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein!"
Besonders ließ es sich Kaiser Wilhem 1. angelegen sein, den