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1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 191

1901 - Lahr : Geiger
191 126. Alfred Krupp. Mit dem Namen Krupp ist die Geschichte der Gußstahlbereitung untrennbar verbunden. Zwar verstanden die Engländer schon im vorigen Jahrhundert, Gußstahl herzustellen, aber derselbe war noch sehr unvoll- kommen. Um ihnen das Geheimnis zu entreißen, stellte schon der Vater Krupp Versuche an. Sie rieben ihn jedoch auf, und er starb als ge- brochener Mann, nachdem er sein ansehnliches Vermögen und sein Lebens- glück geopfert hatte. Für den Sohn Alfred brach nun eine schwere Zeit an. Schon mit 14 Jahren übernahm er die Leitung des Geschäftes, das aus einer halb- verfallenen Schmiedehütte und einem ärmlichen einstöckigen Wohnhause bestand. Aber die Not hatte aus dem Knaben gar bald einen Mann gemacht. Ehe der Tag graute, stellte er im Schmelztiegel den Gußstahl her, den er tagsüber mit seinen zwei Gesellen zu allerlei Werkzeugen verarbeitete. Selbst am Sonntag gönnte er sich keine Ruhe, sondern ließ sich in den kaufmännischen Kenntnissen unterrichten. Zur Zeit der Geschäftsstille wanderte er, das Felleisen auf dem Rücken, von Stadt zu Stadt, um seine Waren selber zu verkaufen und seinen Kundenkreis zu erweitern. So ging es lange Jahre unter Sorgen und Entbehrungen fort, bis ihm endlich seine Brüder an die Hand gehen konnten, und er durch eine Reihe kleinerer Erfindungen die Mittel erlangte, sein Geschäft zu erweitern. Dasselbe beschäftigte 1845 schon 122 Arbeiter und besaß einen Dampfhammer; aber das bescheidene Wohnhaus war dasselbe geblieben, Krupp lebte so karg als zuvor und verwandte jeden Pfennig Gewinn auf die Vergrößerung des Geschäftes. Mit der Kraft eines Riesen hatte er 22 Jahre schwerer Prüfung überwunden, als er 1848 das Geschäft auf eigene Rechnung übernahm. Aber bis dahin hatte er zugleich auch die Gußstahlbereitung so sehr ver- vollkommnet, daß er bereits 1851 auf der Weltausstellung zu London einen ungeheuren Block von 45 Ztr. nebst einer Gußstahlkanone aus- stellen konnte, während es die Engländer bisher höchstens zu einem Block von 20 Ztr. gebracht hatten. Dabei konnte der Krupp'sche Gußstahl wie das beste Eisen geschmiedet werden, während der englische Stahl unter dem Hammer in tausend Teile zerstob. Krupp erhielt deshalb .allein die goldene Medaille, und damit war der Weltruf der Firma be- gründet. In der That ist die Erfindung des Gußstahls nicht bloß für die Familie Krupp, sondern auch für ganz Deutschland ein wahrer Schatz geworden. So kam es z. B., daß das ungeheure Netz der Eisen- bahnen, das sich in den letzten 50 Jahren über ganz Europa ausspannte, vorzugsweise aus Krupp'schen Schienen besteht; auch die Radreife ohne Schweißung, wodurch so viele Radbrüche und Eisenbahnunfälle verhindert
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