1905 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Scharf, Th., ,
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1900
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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festem Grunde ruht und Tausenden zum Segen gereicht. Das Leben
dieses Mannes ist eine Sprache des niederschmetternden Ernstes für
den einen, der freundlichen Mahnung für den andern und der die Tat-
kraft weckenden Begeisterung für alle. N-4 Oskar Pache.
9. Älfred Krupp und sein Werk.
Sein Vater, Friedrich Krupp, eine grübelnde Natur von zäher
Kraft, hatte seine Zeit, sein Geld und seine Gesundheit bei den jahre-
langen Versuchen zur Erfindung des Gußstahls, die der Großvater
begonnen hatte, geopfert. Zwar war es ihm endlich gelungen. Guß-
stahl herzustellen, der dem englischen nicht nachstand; aber an all den
Gußstahlstangen, Platten, Münzstempeln, Walzen und Felgen verdiente
er trotz saurer Arbeit nicht mehr als sein karges Brot. Er starb 1826
arm; seiner Witwe hinterließ er als Erbe das Geheimnis der Her-
stellung des Gußstahls und seine praktische Verwertung. Dem vierzehn-
jährigen Sohne Alfred hatte er sterbend dieses Erbe als heiliges
Familieuvermächtnis ans Herz gelegt.
Alfred besuchte damals die Tertia des Gymnasiums zu Essen.
Vom Fortbesuch der Schule konnte keine Rede sein; denn jetzt galt
es, um der Ernährung der Seinen willen das Handwerk zu erlernen
und auch gleich als Meister das Geschäft zu leiten. In der Werkstatt
mußte er mit den Arbeitern wirken und mit der Mutter die geschäft-
lichen Angelegenheiten beraten und ordnen. Ernst trat das Leben an
den Jüngling heran, strenge Pflichterfüllung fordernd; aber trotzdem
er mit Hand und Kopf sich mühte, blieb ihm kein Gewinn; die
Schulden häuften sich. Gleichwohl verzagte er nicht. Durch Reisen
suchte er die Kundschaft zu vergrößern und die Vervollkommnungen
in der Eisenindustrie kennen zu lernen. Vor allem lag ihm die Ver-
wertung des Gußstahls, über dessen unersetzbaren Wert kein Zweifel
war, am Herzen. Jahre vergingen. Da gelang ihm die Erfindung
der harten, hochpolierten, genau runden Bahnwalze für die Goldarbeiter.
Sie wurde als unübertrefflich anerkannt, in vielen Ländern patentiert
und in großer Menge abgesetzt. Durch den Verkauf des Patents für
England erhielt er eine so bedeutende Summe, daß er neue Werkstätten
und Ösen errichten und den Betrieb erweitern konnte. An hundert
Arbeiter waren tätig, aus mehreren Schloten wirbelte tagsüber der
Kohlenrauch in die Luft; rings um das kleine Wohnhaus, das einst
der Vater gebaut, klang die Musik von Hammer und Amboß. Eine
öffentliche Auszeichnung errang das Geschäft im Jahre 1844 auf der
Gewerbeausstellung in Berlin, wo Krupp wegen seiner eigenartigen
Leistung in Gußstahl die goldene Medaille erhielt.
Krupp war im Jahre 1848 durch Auseinandersetzung mit seinen
Geschwistern selbständig geworden. Mit scharfem Blick und denkendem
Kopf verstand Krupp die Zeichen, die ein eisernes Zeitalter ankündigten.
Tausenderlei Maschinen arbeiteten für die Menschen. Das Eisen
umklammerte die Erde, und es durchspannte die Lüfte. Das beste