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1. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 53

1905 - Wittenberg : Herrosé
53 höchst billig arbeitete. Um das Jahr 1740 machte die einfache Waguhr der Pendeluhr Platz; bald sing man an, das hölzerne Getriebe durch Draht zu ersetzen, und endlich um das Jahr 1760 führte man auch die Metallräder ein. 1768 ward die erste Uhr mit Glockenspiel und zwei Jahre später die erste musikalische Spieluhr mit Pfeifen hergestellt. Bunt bemalt mit einer Landschaft, mit grellen Rosen und himmelblauem Vergißmeinnicht, mit dem messingenen Pendel und den schweren Ge- wichten, eine alte liebe Erscheinung, deren schwatzhaftes Ticken und munteres Schlagen die Zeit unserer Kinderjahre in uns wachruft, blieb die gute Schwarzwälder Uhr mittlerweile ganz unverändert, während ringsum sich neues Leben entfaltete und die Industrie, durch die Maschine und Arbeitsteilung mächtig unterstützt, sich anschickte, neue Bahnen zu wandeln. Erst seit etwa 1850 begann die Schwarz- wälder Uhr eine vollkommenere Gestalt anzunehmen. Heute gelten Furtwangen, das mauerumgebene Dillingen und Föhrenbach als Mittelpunkte des Uhrenlandes; Furtwangen, wo die feineren Uhren entstehen, rühmt sich selbst seit 1850 einer eigenen Uhrmacherschule, einer reichhaltigen technischen Bibliothek mit einer Sammlung von älteren und neueren Uhren, Uhrwerken und Gehäusen, die den Uhrmachern Gelegenheit geben, nützliche Verbesserungen und Erfindungen in allen Zweigen ihres Gewerbes kennen zu lernen. So konnte die Uhrenindustrie bald einen ungeahnten Aufschwung nehmen, zu fabrikmäßigem Betriebe in großem Maßstabe und selbst zur Ver- fertigung kostbarer Musikwerke übergehen, wovon bereits im Jahre 1839 das erste Probestück aus dem Schwarzwalde hervorgegangen war. Erst neuerdings beginnt die „Schwarzwälderin" durch die „Amerikaner Uhr" zurückgedrängt zu werden, die ihren Hauptsitz im württembergischen Schramberg aufgeschlagen hat. Der Schwarzwälder liebte es, bei der Anfertigung seiner Uhren ganz unabhängig seinen Ideen zu folgen und womöglich jeder Uhr eine besondere Gestalt zu geben. So konnte sich eine Arbeitsteilung nur schwer Bahn brechen. Neben den feinsten und elegantesten Uhren werden selbst heute noch alle Arten einfacher Holzuhren angefertigt, und besonders im westlichen Teile des Gebirges hat sich diese Art Hausindustrie ebenso erhalten, wie sie schon vor hundert Jahren bestand. Hier im Quellgebiet der Donau wohnt noch hier und da der alte Schwarzwälder Uhrmacher in seinem schindelbedeckten Häuschen an steiler Bergeshalde. Drinnen arbeitet der Meister in Gemeinschaft mit mehreren Brüdern oder Söhnen, während die Meisterin mit den Töchtern, falls sie nicht beim Uhrmachen helfen, entweder zierliche Strohgeflechte fertigen oder den kleinen Hausstand besorgen. Sonntags beim Kirchgang wird die fertige Ware auf der „Krätze" dem Uhren- händler, dem sogenannten Packer, gebracht, der die einzelnen Teile zu- sammensetzt und sie dann dem Weltmärkte zuführt. Gefertigt in der Waldeinsamkeit von einem kunstsinnigen, zum Nachdenken geneigten Volke, haben diese Schwarzwälder Kuckucks- und Wachteluhren in bezug auf Genauigkeit des Ganzen einen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht. Es gibt Meister im Walde,
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