1905 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Scharf, Th., ,
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1900
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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den Bergbau werden in Schlesien Kohlen, Salze und Erze gewonnen.
Die Metallindustrie gewinnt im Hüttenbetrieb Eisen, Kupfer, Messing,
Blei und Zinn. Erzeugt und vertrieben werden nach dem Jahresbericht
der Handelskammer zu Breslau für 1900 Maschinen, Brücken und
Eisenbahnwagen, Eisen- und Stahlwaren, Ton- und Glaswaren, Dach-
pappen, Chemikalien, Seifenwaren, Talg, Häute und Felle, Wolle,
Mühlenfabrikate, Obstkonserven, Dörrgemüse, Zucker, Fruchtsäfte und
Fruchtweine, Essig, Spirituosen, Tabak und Zigarren, wollene, leinene
und baumwollene Garne, baumwollene, wollene und halbwollene Waren,
leinene und halbleinene Gewebe, Jutewaren, Seide, Posamentierwaren,
fertige Kleider und Wäsche, Lederwaren aller Art, Handschuhe, Gummi-
waren, Pelz- und Rauchwaren, Nutzhölzer, Möbel, Korke, Galanterie-
und Kurzwaren, Strohhüte, Filzhüte, künstliche Blumen, Schmuckfedern,
Papiere usw. Zum Teil nach Prof. vr. Markgraf.
41. Äus Posen.
Wenn der Fremde von der Provinz Posen reden hört, so denkt
er gewöhnlich an ein einförmiges Flachland, das jeglicher landschaft-
lichen Reize entbehre und nur ganz geringe Kulturfortschritte auf-
zuweisen habe. Da steigen dann in seinem Geiste gleich Bilder von
polnischer Mißwirtschaft, von unsaubern Behausungen und gefahrvollen
Straßen, von geringer Erwerbs- und Handelstätigkeit und wer weiß,
von was für Zuständen noch auf, als ob dort die Wölfe vor den Toren
der Städte und Dörfer hausten und den Verkehr der Menschen unter-
einander unsicher machten. Und doch, wie irrig würden alle diese und
ähnliche Vorstellungen sein. Schon der landschaftliche Charakter der
Provinz ist nicht ohne Schönheit. Wohl fehlen die schneebedeckten
Höhen der Alpen, da das Land sich im Durchschnitt nicht über 60 bis
70 ru erhebt, allein Partien, die einen Vergleich mit den schönern
Gegenden Thüringens aushalten, finden sich in Hülle und Fülle; man
denke nur an die Userlandschaften der Odra und der Netze. Auch die
Wohnungen der Menschen sind genau so gut und so bequem ein-
gerichtet wie anderwärts, und der Beamte findet selbst in kleineren
Städten Mietswohnungen, die geräumig und nicht teuer stnd, und in
denen Flügeltüren die Zimmer miteinander verbinden. Und wer sich
nach des Tages Last und Mühe bei einem Glase trefflichen Weines
oder Bieres erholen will, dem fehlt es nimmer an einem geeigneten
Erfrischungslokale. Wer aber Verständnis und ein Auge für Handel und
Wandel, für das Handwerk und die Kunst hat, der darf nur seine
Schritte nach der gleichnamigen Hauptstadt der Provinz lenken, und
er wird gar zu bald zu der Überzeugung kommen, daß er sich in
einem Lande befindet, das unter der Fürsorge des Hohenzollernhauses
und dem Gewerbfleiße der deutschen Bevölkerung einen mächtigen Auf-
schwung genommen hat. Zwar machen die alten Stadtteile Posens
einen noch ärmlichen Eindruck, aber in der Oberstadt sind die Straßen
breit, und prächtige Häuser mit schönen Läden und großen Spiegel-