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1. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 76

1905 - Wittenberg : Herrosé
76 scheiben reihen sich aneinander, und drinnen in den Geschäften ent- wickelt sich ein lebhafter Austausch von Ware und Geld. Denn Posen ist der Mittelpunkt des Handels für die Provinz und für die Ausfuhr nach Osten und Westen hin. Hier werden große Verkäufe in Getreide, in Futterartikeln, in Wolle und vielen andern Landes- produkten abgeschlossen; steht doch Posen hinsichtlich seiner Fruchtbarkeit unter den preußischen Provinzen mit obenan. Allein 72°/0 des ge- samten Grund und Bodens dienen dem Acker-, Garten- und Wiesen- bau, und die Ergiebigkeit des Landes, ganz besonders im Netze-, Warthe- und Obrabruche, hat zahlreiche Brennereien und Brauereien entstehen lassen. Auch die wasserreichen Gegenden und die nicht un- bedeutenden Wälder liefern dem Handel Ausfuhrartikel mannigfacher Art. Selbst mineralische Produkte, wie Steinsalz, Braunkohle, Torf und auch Bernstein werden im Lande gewonnen. Das Steinsalzlager von Jnowrazlaw, 1871 entdeckt, wird bergmännisch abgebaut und liefert einen reichen Ertrag. Aber auch Kunst und Wissenschaft haben sich in der Stadt Posen heimisch niedergelasien. Da sind unter den älteren Denkmälern der Baukunst das Rathaus, der Dom und die Pfarrkirche zu nennen. Das Rathaus, anfänglich im gotischen Stile erbaut, wurde nach einem Brande von einem italienischen Baumeister in den Jahren 1550 bis 1552 als Renaissancebau wieder errichtet. Seine Hauptfront zeigt drei Bogenhallen übereinander, überragt von einer hohen Blendmauer, die wie die Bogenreihen selbst einst mit Malereien geschmückt war. Der Turm des Gebäudes mit dem polnischen Adler als Wetterfahne ist 65 m hoch und gewährt einen umfassenden Blick auf die Stadt und ihre Umgebung. Im Gewölbe der Vorhalle des ersten Stockes und im ehemaligen Sitzungssaals der Stadtverordneten befinden sich an den Wänden erhabene Bilder, die biblische und mythologische Szenen darstellen, während das frühere Sitzungszimmer des Magistrates noch ein Standbild des letzten Polenkönigs enthält. Eine Pranger- säule vor dem Rathause erinnert daran, daß auch in Posen einst die mittelalterlichen Strafen, wie das Prangerstehen, zur Anwendung ge- kommen sind. Die ehemalige Folterkammer aber im Rathause dient heute andern Zwecken; denn dort ruhen hinter Schloß und Riegel wohlverwahrt die städtischen Kassengelder und Fonds. Der Dom, auf der Dominsel gelegen, ist zwar als Gebäude von nicht besonderer Sehenswürdigkeit, doch birgt er im Innern viele Kunstschätze. Da ist zu nennen die goldene Kapelle hinter dem Hoch- altäre, geschmückt mit schönen Gemälden, ferner die von Rauch ent- worfene, vergoldete, eherne Doppelstatue der beiden ersten christlichen Polenkönige, Mieczyslaw I. und Boleslaw I., und endlich ein Mosaik- bild über dem Altar, das allein 800 Dukaten gekostet hat. In der katholischen Pfarrkirche aber hat Posen ein Bauwerk von prunkhaftem Stile. Die daran anstoßenden Gebäude beherbergen jetzt die König- liche Regierung und enthalten die Wohnung des Oberpräsidenten. Weitere Sehenswürdigkeiten Posens sind die Raczynskische Bibliothek mit 24 gußeisernen Säulen an der Front und 30000 Büchern, ferner
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