Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 154

1905 - Wittenberg : Herrosé
154 Die 'großen Präsidenten will ich Ihnen an den Fingern einer Hand herzählen! Sie trachteten nicht nach Kriegsruhm? Fragen Sie in Frankreich und Amerika an! Ist nicht der mächtige deutsche Kaiser gerade der Hort des Friedens? Keine Willkürherrschaft? So viel oder so wenig wie bei unsern Herrschern! Gesetz und Verfassung ziehen hier wie dort bestimmte Schranken. — Unsere Fürsten sind unser bester Volksbesitz. Liebe und Vertrauen begleiten sie von der Wiege bis zum Throne, vom Throne bis zum Sarge. Sie sind die edelste Blüte der Volksfamilie, unsere Führer und Väter von Gottes Gnaden, kein zu- fälliges Wahlergebnis auf Zeit. Jede Wahl wühlt die Leidenschaften auf und lähmt den gesunden Fluß der Arbeit und Entwicklung. Und das alle 4, 5 oder 7 Jahre? Heißt das nicht die Unruhe zur Regel, das Parteigezänk zur Tagespolitik machen? Unser König steht über den Parteien. Allen sucht er gerecht zu werden, soweit das Gesamt- wohl es gestattet. Er hat nur eine Lebensaufgabe: Als Vater sein Volk zu beglücken! Von Jugend auf wird er für diesen Beruf erzogen, durch die besten Lehrer mit den Bedürfnissen seines Volkes und mit den Mitteln zu deren Befriedigung vertraut gemacht. Ruhig und stetig wie der Thronwechsel vollzieht sich in Monarchien die Entwicklung, nicht ruck- und sprungweise wie in vielen Freistaaten. Blicken Sie nur in den Hexenkessel Frankreich, wo die Parteien ihre Suppen kochen. Uns lüstet's nicht nach solcher Freiheit und solchem Glück. Unsere Königsliebe ist unser Glück und unsere Treue die beste Bürgschaft für staatliches Gedeihen." „Ich nehme es Ihnen nicht übel, daß Sie Ihren König lieben und verehren!" sagte meine Freundin, „nur will es mir nicht in den Sinn, daß einer, sei er Kaiser, König, Großherzog, Herzog oder Fürst, alle Machtfülle erbt, ganz gleich, ob er fähig sei oder nicht!" „Wollen Sie denn das Erbrecht abschaffen?" fragte ich. „Jedes Erbe sei uns heilig. Uns ist diese Erbschaft das Natürliche, das Sichernde, das Gedeihliche. Ist der Monarch nicht der Weiseste, so kann er doch die Weisesten zu Ratgebern und Dienern berufen. Dann kommt die Tüchtigkeit doh in den Dienst des Staates und damit der Volkswohlfahrt. Denken Sie, was wir an einem Stein, einem Bismarck gehabt haben! Fragen sie doch uns drei Deutsche, ob wir unzufrieden mit unsern monarchischen Staatseinrichtungen sind? Ob wir mit den Franzosen oder Amerikanern zu tauschen wünschen? Nicht einmal mit den Schweizern, die doch die älteste und beste Volks- regierung und das schönste Vaterland haben!" „Übrigens/" fuhr der Kaufmann fort, „sind Sie im Irrtum, wenn Sie meinen, unsere Fürsten könnten willkürlich schalten und walten wie türkische Sultane. Unsere Pflichten stehen im Gesetz, aber auch unsere Rechte sind in der Verfassung verbrieft. Verfassung und Gesetz sind für den König so gut verbindlich wie für den letzten seiner Untertanen. „Ja, bei uns in der Schweiz," sagte der Pfarrer, „sind die Gesetze der Ausdruck des Volkswillens; denn jeder einzelne nimmt teil an der Gesetzgebung, und die Volksgemeinde entscheidet über alle Gesetzes-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer