1905 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Scharf, Th., ,
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1900
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und Siemens Herstellen. Sie bestehen aus hohlen, meist birn-
förmigen Glasgefäßen von mäßiger Größe, durch deren Deckel die
beiden Leitungsdrähte isoliert ins Innere reichen. Die Enden dieser
Drähte sind durch einen Kohlenbügel verbunden, den man durch Aus-
glühen von Bambus- und Baumwollenfasern oder von Streifen von
Kartonpapier hergestellt hat. Beim Durchgänge des Stromes gerät
der Streifen ins Glühen und sendet ein sehr schönes weißes Licht
aus. Damit der Bügel nicht verbrennt, müssen die Glaskugeln
luftleer sein.
Das Glühlicht hat in Privatwohnungen, Fabriken und im Dienste
des Arztes (Untersuchung innerer Organe: Mundhöhle, Ohr usw.) An-
wendung gefunden.
Da das elektrische Licht wenig Wärme entwickelt und der Luft
keinen Sauerstoff zur Verbrennung entzieht, so hat seine Anwendung
für die Gesundheit keinerlei Nachteil, während Gaslicht durch beides
sehr schädlich und lästig werden kann. Beim elektrischen Bogenlicht
erscheinen Farben ähnlich wie im Sonnenlicht. Seine Lichtstärke ist
so groß, daß es auch große Räume ausreichend erhellt. Es kann
Räume beleuchten, die von dem Orte seiner Erzeugung weit entfernt
sind; es vermindert die Gefahr der Unglücksfälle und in hohem Maße
die Feuersgefahr. Im Vergleich zu der gelieferten Lichtmenge ist
der Preis gering.
Die elektrischen Leitungen bergen große Gefahren, wenn
die Drähte an sich und an den Befestigungsstellen schlecht isoliert sind.
Auf die Isolierung ist deshalb große Sorgfalt zu verwenden; aber
die Leitungen sind auch so anzulegen, daß ihre Berührung seitens
Unwissender oder Unvorsichtiger unmöglich ist. Erreicht wird dieses
durch die Führung der Leitung in ausreichender Höhe und durch
genügende Überkleidung mit Leisten usw. Trotzdem aber lasse man in
der Nähe von elektrischen Leitungen starker Ströme die größte Vorsicht
walten, um sich vor elektrischen Schlägen, die augenblicklich
den Tod herbeiführen können, zu bewahren.
Da neuerdings die elektrische Kraftübertragung auch
auf eine weit von der Kraftquelle entfernte Stelle gelungen ist, z. V.
von Lauffen nach Frankfurt a. M., so dürfte die Elektrizität, besonders
auch zur Lichterzeugung, ausgedehntere Verwendung finden. Die Natur
liefert die Wasserkräfte überall umsonst. Sie lassen sich zum Betrieb
Elektrizität erzeugender Maschinen leicht verwenden, wodurch die
Herstellungskosten bedeutend ermäßigt werden.
Im Mittelpunkte aller großartigen Unternehmungen auf elek-
trischem Gebiet steht die Firma Siemens Lhalske in Berlin,
die am 12. Oktober 1897 im „Kaiserhof" unter Anwesenheit von
Ministern und sonstigen hohen Würdenträgern die Jubelfeier ihres
60jährigen Bestehens beging und ihren Beamten und Arbeitern im
Zoologischen Garten eine Jubiläumsfeier veranstaltete. Das Unter-
nehmen, das 1847 mit 10 Arbeitern begründet wurde, beschäftigt
gegenwärtig etwa 10000 Menschen und hat Zweigstellen in Charlotten-
burg, Wien, London, Petersburg und Warschau. Der Gründer des