1905 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Scharf, Th., ,
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1900
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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großartigen Geschäfts war der Leutnant Werner Siemens, der
mit dem Mechaniker Halste eine bescheidene Telegraphenbauanstalt
errichtete. Als er 1849 den Militärdienst verlassen hatte, gelang es
seinem rastlos schöpferischen Geist, die Firma zur Führerin der deutschen
elektrischen Industrie emporzuheben, welche Stellung sie heute noch
inne hat. Die damals noch nicht verstaatlichten Eisenbahnen über-
schütteten die Fabrik mit Aufträgen größten Umfangs. Auf der Welt-
ausstellung in London im Jahre 1851 wurde die Firma in glänzender
Weise ausgezeichnet. Ihre Beziehungen zu Rußland hoben ihren
ausländischen Ruf und ihre finanzielle Bedeutung mit beispielloser
Schnelligkeit. Das Niesenreich überzog sie mit Telegraphenlinien,
und die technische Verwaltung dieses ungeheueren Netzes lag in ihrer
Hand. Auch für das erste Tiefseekabel lieferte die Firma Siemens & Halske
die erforderlichen Apparate und Leitungen; später übernahm sie selbst
die Kabellegungen. Die verschiedenen Häuser in den genannten großen
Städten schlossen sich Ende der sechziger Jahre zu einer Art „Familien-
aktiengesellschoft" zusammen. Zur Entstehung und Vervollkommnung
der Elektrotechnik hat der gelehrte Forscher Werner Siemens eifrigst bei-
getragen. Die Firma fertigt heute Glühlampen, Apparate für Telegraphie,
Telephone, Signalwesen und zum Messen, sowie elektrische Bahnen.
Anerkennenswert ist die Fürsorge der Geschäftsinhaber für das
Wohl der Arbeiter. Gelegentlich des Jubelfestes haben sie eine
Million Mark zu einer Stiftung ausgeworfen, deren Zinsen zugunsten
der Beamten und Arbeiter verwendet werden sollen, und über deren
Verwendung ein Ausschuß von Beamten und Arbeitern selbst mit-
entscheidet. Teilweise »ach Pros. I)r. Rudolf Schulze.
<l) Besondere Einrichtungen.
91. Das Telephon.
Jahrzehnte hindurch hatte die Telegraphie die Bedürfnisse des
öffentlichen und privaten Verkehrs vollauf befriedigt, war sie doch
jederzeit in der Lage gewesen, Mitteilungen, Aufträge, Reden usw.
mit der Schnelligkeit des Blitzes von einem Orte zum andern und
selbst über Meere hinweg zu befördern. Rur eins noch war ihr ver-
sagt geblieben: die Menschen konnten sich nicht unmittelbar mitein-
ander verständigen, sondern brauchten dazu stets Vermittler, und zwar
Telegraphisten, die die Worte in Zeichen und diese in Worte um-
setzten, und Boten, die die Telegramme zutrugen.
Heute will diese Beschränkung nicht allzuviel mehr bedeuten,
haben uns doch die letzten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts
das vollkommenste persönliche Verkehrsmittel, das Telephon, gebracht,
jenen Apparat, der ein Fernsprechen und ein Fernhören gestattet und
dadurch Mittelspersonen überflüssig macht. Mit ungeahnter Schnellig-
keit hat es sich daher auch allerwärts in der zivilisierten Welt ein-
gebürgert. Wir finden es in Kontoren, Lager- und Fabrikräumen,