1905 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Scharf, Th., ,
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1900
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Glauben, daß sein Geld nicht ganz ausgehe, so lange er das Ding
im Sacke habe. Es hatte sich auch bewährt, bis auf diesen Tag, und
jetzt war's auf einmal aus mit seiner Kraft. Wir durften unsere
Habseligkeiten zwar wieder einstecken, wurden aber stundenlang auf
dem Bahnhof zurückbehalten und mußten mehrere Verhöre bestehen.
Endlich, als schon der Tag zur Neige ging, da nach so rascher Fahrt
wir leicht schon hätten zu Hause sein können, wurden wir entlassen,
um den Weg über Berg und Tal in stockfinsterer Nacht zurück-
zulegen. Als wir durch den Ausgang des Bahnhofs schlichen,
murmelte mein Pate: „Beim Dampfwagen, da — 's ist doch der
Teufel dabei! Rosegger (aus Schmarjes Lesebuch).
105. Georg Stephenson.
Im Jahre 1764 hatte James Watt die erste Dampfmaschine
aufgestellt; aber es dauerte noch Jahrzehnte, ehe man sie zur
Ortsbewegung verwandte, da man meinte, daß ein glattes Rad sich
auf glatten Schienen nicht fortbewegen könne. Erst 1814 entdeckte
dies ein anderer Engländer. Damit war jener jahrelang gehegte
Irrtum gefallen und die Lösung des Problems angebahnt, die
zum Baue der freibeweglichen Maschinen (Lokomotiven) führte.
Das Verdienst, die erste Lokomotive erfunden zu haben, ge-
bührt Georg Stephenson. Er hat der Dampfmaschine die Ein-
richtung gegeben, durch die sie ein mechanisches Last- und Renn-
pferd geworden ist.
Georg war das Kind eines in ärmlichen Verhältnissen lebenden
Maschinenheizers und wurde 1781 in einem Arbeiterdörfchen geboren.
Seine Kinderjahre verlebte der aufgeweckte Knabe unter Mangel und
Entbehrungen. Mit Vorliebe schnitzte er Wasserräder und Windmühlen;
Maschinen, die er gesehen hatte, bildete er in Lehm nach. Frühzeitig
mußte er selbst Geld verdienen, deshalb war er zuerst Hirtenknabe,
dann Feldarbeiter und zuletzt Hilfsbursche in einem Kohlenschachte.
Im Alter von 17 Jahren wurde er Wärter einer Bergwerksmaschine.
Sein Lieblingswunsch, Maschinenbauer zu werden, fing damit an, sich
zu erfüllen. Unablässig studierte er seine Maschine, sie wurde oft
zerlegt, gereinigt und wieder zusammengesetzt.
Da es hemmend für ihn war, daß er nicht lesen, schreiben und
rechnen konnte, besuchte er als 19 jähriger Bursche fleißig eine Abend-
schule und machte im Wissen und Können rasche Fortschritte. Bis
in die Nacht hinein arbeitete er an seiner Fortbildung. Nebenher be-
trieb er des Erwerbs wegen die Schuhmacherei. Auch verdiente er
etwas Geld mit der Ausbesserung von Uhren. Nach drei Jahren
hatte er soviel Geld zusammengespart, daß er heiraten konnte, verlor
jedoch schon nach wenigen Jahren sein treues Weib; aber es blieb
ihm sein Söhnchen Robert. Die Sorge für sein Kind war ihm ein
Sporn zu fernerem rastlosen Schaffen und Sparen; denn der Sohn
sollte etwas Rechtes lernen und wurde frühzeitig in eine gute Schule
geschickt. Einst gelang es Stephenson, auf einem Kohlenwerke eine