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1. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 244

1905 - Wittenberg : Herrosé
244 Schrift: immer wird die Beziehung des Papiers zur Gewerbstätigkeit und dem Handel eines Volkes, sowie zu dessen geistiger Entwicklung, zum Luxus und zur verfeinerten Sitte in die Augen springen. Die Entstehung des öffentlichen Schulwesens und die Erfindung der Buch- druckerkunst waren für die Entwicklung des Papieres als Schreibmaterial von großer Bedeutung. Die Araber lernten in Samarkand das aus faserhaltigen Pflanzen, insbesondere das aus der Baumwollenstaude bereitete Papier der Chinesen kennen. Diese Erfindung gelangte durch jene in das Ausland, durch die Kreuzzüge in das Abendland und fand überall willkommene Aufnahme. Aber die Zufuhr von Baumwolle stieß auf Schwierigkeiten, und so benutzte man Hanf, Flachs, Binsen zur Herstellung des Papieres. In der Mitte des 14. Jahrhunderts finden wir das Linnenpapier in Deutschland schon ziemlich häufig im Gebrauche. Heute kommen Hunderte von Millionen Pfund Wolle als abgetragene Kleidungsstücke der Papier- fabrikation zugute; wohl über tausend Millionen Pfund Baumwolle, die vorher in den zahllosen Spinnereien gesponnen und in den Webereien gewebt worden waren, wandern in der Form von Hadern in die Papierfabrik — und die Gewebe aus Tausenden von Millionen Pfund Flachs und Hanf dienen zum Gutteil am Ende ihres Daseins noch der Papierfabrikation. Welche Unmasse von Rohmaterial liefern außerdem noch die Exportbinse, Jute, Agave, Aloe u. a., das Stroh und Holz. Weit über viertausend Millionen Pfund Papier werden all- jährlich in den Fabriken gefertigt, und ein gewaltiges Heer von Arbeitern und Arbeiterinnen findet bei dieser Fabrikation seinen Lebens- unterhalt (in Deutschland 120 000). Vor 60 Jahren betrug der Verbrauch von Papier etwa 2% Pfund auf den Kopf; heute sind im Durchschnitt wohl 5—6 kg auf den Menschen im Jahre zu rechnen. Deutschland, England und die Vereinigten Staaten von Nordamerika stehen in diesem bedeutenden Verbrauche oben an. Deutschland liefert jährlich etwa 500 Mill. kg (die es fast ausschließlich allein verbraucht), Nordamerika 300, Großbritannien 200, Frankreich 150, Österreich 100 Mill. kg. Das Papier ist eigentlich nichts weiter als ein dünner Filz aus pflanzlichen Faserstoffen. Man bringt die kleinsten, zarten Fäserchen im Wasser zur Zerteilung, breitet sie in dünnen Schichten aus, läßt das Wasser ablaufen und entfernt es gänzlich durch Pressen und Trocknen, so daß zuletzt eine dicht zusammenhängende Faserdecke übrig bleibt: das Papier. Der Rohstoff, den man heute zur Verfertigung des Papiers verwendet, besteht in Lumpen oder Hadern aus Leinwand oder Baumwolle. Man verwendet aber auch zu geringwertigeren Papieren Wolle, Jute, Binsen, Bast, Stroh, Heu, Holz, Rinde, Blätter, Torf, Leder und noch vieles andere. Der Rohstoff muß zuerst gründlich gereinigt werden. Das ge- schieht in dem Haderkocher. Der Haderkocher hat die Gestalt einer großen Kugel und besitzt zwei sich gegenüberliegende
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