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1. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 251

1905 - Wittenberg : Herrosé
251 gibt. Sie zupft daran wie eine Kuh, der man eine Hand voll Heu vorhält. Es ist verschwunden. Der Junge holt einen ganzen Arm voll baumwollenen Schnee unter der Maschine hervor und behauptet, das sei die eben verzehrte Handvoll. Wir zweifeln, und er zeigt uns, wie es zugeht. Im Innern wird die Baumwolle mit rasender Kraft und Geschwindigkeit zerzaust und hin und her geworfen, so daß alle fremdartigen Bestandteile zu Boden fallen. Nun ist sie rein und reif zum Spinnen, denken wir, das ist aber ein starker Irrtum; es war nur die erste von zwölf oder noch mehr ähnlichen Reinigungen. Die nächsten sehen wir unter den beiden Rohrbläsern, einer ganzen Reihe zischender und fauchender Höhlen, in die der baumwollene Schnee wie ein milchweißer Regen herabströmt. Wir sehen in das Innere hinein und finden, daß die Baumwolle gleich ani Eingänge von einer furchtbaren Windkraft in den dünnsten Nebel zerblasen wird. Stählerne Flügel bewegen sich in diesem Raum so rasch, daß sie zu einem kaum sichlbarkn Nebelfleck verschwinden. Hier werden die Samenkörner und kleinen fremdartigen Bestandteile vollends abgesondert und durch die Ritzen unten zu Boden geschleudert, während die leichten Baumwollenfasern von Wurfschaufeln im Fluge erhalten werden, bis sie am entgegengesetzten Ende wie ein immerwährender Schneesturm herausfliegen, so daß wir im Umsehen wie lebendige Schneemänner nebeneinanderstehen. Gegenüber wird der Baumwollen- schnee von Käfigen verschlungen, die ihn, in wattenartige Bogen ge- preßt, auf der anderen Seite abliefern. Ein Blick in einen solchen Käfig zeigt uns einen Wirrwarr von Freß- und Verdauungswerkzeugen, so schlingt und krümmt und windet es sich darinnen. So geht die Baumwolle durch 12 Reinigungs-, Wurf-, Hechel- Dresch- und Siebwerkzeuge, bis sie zuletzt blendend weiß, wunderschön wie ein sich senkender Schnee hinsäuselt, aber ohne sichtbare Zwischen- räume, nicht als Flocken. Nachdem die gleichsam flüssige Baumwolle zu großen Rollen geformt ist, wandert sie zu den Krempel- und Kämmmaschinen, von wo sie den Ziehmaschinen überliefert wird, die in wunderbar künstlicher Weise den luftigen Stoff zu Fäden verarbeiten. Wenn aber nun einmal unter den Tausenden von Fäden ein Faden reißt, was dann? Sowie das geschieht, fällt eine Platte hörbar nieder, ein Zeichen für den Maschinisten, das ihn mahnt, die bestimmte Stelle sofort in Ruhe zu versetzen. Dies geschieht, und eins der beaufsichtigenden Mävchen holt das davongelaufene Stück Faden zurück, und der Schade ist schneller geheilt, als wir nur bemerken, daß die Maschine still stand. Dieses Ankleben, scheinbar eine gedankenlose Verrichtung, ist eine Kunst, die große Übung verlangt. Die Baumwollenwebereien liefern glatte, geköperte, gemusterte und sammetartige Stoffe; wir nennen: Schirling, Domestik und Mexikan, Kattun, Nanking, Manchester, Kambrik, Tüll, Perkal, Barchent, Satin und Piquö. Außer ihrem Hauptzweck, der Verarbeitung zu Gespinsten, dient die Baumwolle in gereinigtem Zustande auch als Verbandwolle und gefärbt als Verpackungswolle für Gold- und Silberwaren. Auf
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