1905 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Scharf, Th., ,
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1900
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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des Dachses und des Fischotters hergestellt. Aus Hasenhaaren bereitet
man den Filz, der in erster Linie zur Herstellung der Filzhüte ver-
wendet wird. Die Kamelhaare werden zu Filz- und Tuchstoffen ver-
arbeitet.
Besonders wichtig ist die Wolle der Schafe. Die feinste Wolle
liefern die Merinos in Spanien. Das Lama, das Vigogne- und das
Alpakkatier Südamerikas und die Kaschmirziege Asiens geben die
Wolle zu den allbekannten Stoffen her. Aus der Wolle der Angoraziege
webt man das Kämelgarn. Das Wollhaar hat eine gleichmäßige,
wellenartige Kräuselung, ist fein, dehnbar und geschmeidig. Das Haar
ist außen mit schuppenartig übereinander gelagerten Oberhautzellen be-
deckt. Die durch die Schafschur gewonnene Wolle wird in den Woll-
wäschereien sortiert, in weitverzeigten Maschinen zerteilt und in Laugen
gewaschen, dann geglättet, auf der Spinnmaschine gesponnen und zu
den verschiedensten Tuchsorten verwebt. Die Streichwolle wird zu
Stoffen mit filzähnlicher Decke verarbeitet; sie hat kurze, stark ge-
kräuselte Haare, die mehr Haarenden liefert, wodurch ein dichter Filz
erzeugt wird. Die Kammwolle, aus langen, wenig gekräuselten, feinen
Haaren bestehend, ist zu glatten Wollenzeugen ohne Filzdecke geeignet.
Durch das Kämmen entfernt man alle kurzen Bestandteile und erreicht
ein gleichmäßiges Glattlegen der Fasern. In der Streichgarnspinnerei
wird der Kammwolle vielfach auch Kunstwolle beigemischt, die man durch
Zerkleinern alter Wollstoffe erhält. Eine Art der Kunstwolle, die aus halb-
wollenen Geweben nach Zerstörung der Baumwollfaser mittels Schwefel-
säure gewonnen wird, heißt Alpakka. Buckskins sind gemusterte Streich
garnstoffe, öfters auch aus baumwollener Kette und wollenem Einschlag
hergestellt. Tuchartige Wollzeuge sind stets mit einer Filzdecke ver-
sehen. Cheviot ist ein mit Köperverbindung gearbeiterter Wollstoff.
Kammgarnstoffe werden glatt, geköpert und gemustert hergestellt.
Die Raupe eines kleinen Schmetterlings, des Seidenspinners,
liefert die Seide. Diese ist ein wichtiges Erzeugnis und wird zu
Bekleidungsstücken vielfach verwandt. Zwirn, Schnüre, Bänder,
Kleiderstoffe, Atlas und Sammet werden aus ihr gefertigt. Viele
Städte verdanken der Seidenfabrikation ihr Emporblühen und ihren
Wohlstand. Aus den Eiern des Seidenspinners kriecht die Seiden-
raupe, die sich vier Wochen lang von den Blättern des Maulbeer-
baumes nährt und einen trockenen, luftigen und warmen Raum be-
ansprucht. Die Pflege der Raupen erfordert viel Aufmerksamkeit.
Will die Raupe sich verpuppen, so spinnt sie sich in einen eiförmigen,
aus einem außerordentlich feinen Seidenfaden bestehenden Kokon ein.
Diese Fäden sind eine eiweißartige Masse, die mit Seidenleim über-
zogen ist, den man durch Behandlung in heißem Seifenwasser zerstört.
Zunächst legt die Raupe einen leichten Flor um sich, den sie zu
einem pergamentartigen Häutchen verdichtet. Sowohl dieses, als
auch die äußere Flockenhülle können durch Abhaspeln nicht gewonnen
werden; sie dienen deshalb mit den durchlöcherten Kokons zur Her-
stellung der weniger guten Florettseide. Durch die Hitze siedenden
Wassers werden die Puppen getötet, damit sie den Faden beim Aus-