1905 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Scharf, Th., ,
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1900
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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die rechte Achsel auseinander brach, und der Knecht sich die Hand ver-
stauchte". Zugleich zeigte sich, daß eine Radachse gebrochen und das
eine Pferd am linken Vorderfuß „vollständig gelähmt worden". Man
mußte also zum zweiten Male unterwegs übernachten, in Hofen Pferde
und Wagen, Knecht und Magd zurücklassen und einen Leiterwagen
mieten, auf dem die Reisenden endlich „ganz erbärmiglich zusammen-
geschüttelt" am Mittwoch ums „Vesperläuten" vor dem Tore von Ell-
wangen anlangten."
Mit vielen andern Hauptverkehrsstraßen stand es nicht viel besser,
und wir müssen uns fast wundern, daß bei der Unvollkommenheit der
Mittel früherer Zeit sich Verkehrslinien entwickeln konnten, wie sie in
den alten Handelsstraßen von Triest durch Steiermark, Österreich,
Mähren und Böhmen nach dem Meißnerlande und Brandenburg, oder
von Venedig durch Tirol über Augsburg, Nürnberg und durch das
Voigtland, die Pleißeniederung und von da an der Elbe hin gen
Hamburg, oder von den Höhen Aquitaniens nach dem Rhein und diesen
Strom entlang bis ans Meer, ja aus Arabien durch Palästina bis
nach der Weichselmündung nach und nach sich ausgebildet haben.
Nach Paulick, dem Buche der Erfindungen u. a.
154. Aus der Geschichte des Postwesens.
Schon im Altertume gab es Einrichtungen zur Herstellung
gesicherter und schneller Verbindungen zwischen den Herrschern
und ihren Untergebenen. Im Dienste der Herrscher stehende
Boten überbrachten anfänglich zu Fuss, später beritten oder in
einem zweirädrigen Wagen, den Truppenbefehlshabern u. dgl. die
Befehle, wie sie natürlich auch den Bericht an jene zurück-
beförderten. Jahrhunderte hindurch vollzog sich auf diese Weise
eine Art postalischer Verkehr. Da brach das Mittelalter an. Die
Stürme der Völkerwanderung und die Bildung unabhängiger Staaten
schufen auch hier im Laufe der Jahrhunderte eine neue Einrichtung.
Diese wurde aber nicht durch die Zentralgewalt der Staaten,
sondern durch besondere Interessenkreise ins Leben gerufen. Solche
waren die Universitäten und geistlichen Orden und vor allem die
Städte. In den Städten stellten die Magistrate oder kaufmännischen
Gilden Boten, sogenannte Städteboten. In der Regel wurde ein
Botenmeister mit der Einrichtung der Kurse betraut, und die
Rechte und Pflichten der Boten wurden durch Botenordnungen be-
stimmt. Als „geschworene Städteboten“ oder „Magistrats-Aus-
reuter“ führten diese Boten das Stadtwappen und die Botenbüchse
mit den Farben der Stadt, sowie ein „Patent“ (Pass), worin er-
sucht wurde, ihnen „Fürschub und Fürdernifs zu beweisen“ ; auch
trugen sie ein Schild mit Wappen auf der Brust oder am Arm
und einen starken „hölzernen Botenspiefs mit eiserner Spitze“, der
ihnen zugleich über die Gräben forthalf.
Früher schon wurden diese Botenkurse oder Läufe verschiedener
Städte in einen regelmässigen Zusammenhang gebracht. Bereits im