1905 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Scharf, Th., ,
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1900
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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geborenen liegen die Reichtümer unserer Kolonien. Die stille
Arbeit der Mission trägt sehr viel dazu bei, dieses Ziel zu er-
reichen. Sie verbreitet christliche Sitte und Anschauung.
Durch sie wird es möglich, bei der Bevölkerung die Grundlage zu
gewinnen, auf der wir die Länder der wilden Bevölkerung un-
gehindert betreten, mit ihnen Geschäfte abschliefsen und Handel
treiben können: Treue und Glauben. Mit fortschreitenden
materiellen Bedürfnissen macht sich bei den Naturmenschen all-
mählich das Verständnis des Wertes der Friedfertigkeit für jedes
Gedeihen geltend. Statt fortdauernder kriegerischer Unruhen und
Unsicherheit tritt das Bestreben nach machtvollem Schutz der
errungenen Besitztümer hervor. Die Anleitung zu Acker- und
Gartenbau, zu allerlei nutzbringender Tätigkeit führt die wilden
Völker von zügellosem Jäger- und Nomadenleben zu regelmässiger
Arbeit, regt ihr Nachdenken an und mildert ihre Sitten. Das
Christentum durchdringt mit seinen Lehren und Grundanschauungen
heiligend das Familienleben, verschafft im Gesellschafts- und Volks-
leben den Grundsätzen wahrer Nächstenliebe Geltung und hat
Abschaffung der Sklaverei und mancher grausamen Sitten und
Gebräuche im Gefolge.
Die Reichsregierung und die Gesellschaften werden bestrebt
sein, durch Errichtung von Handelsplätzen und Verkehrswegen die
einzelnen Gebiete dem Handel zu erschliefsen, um so den Erzeug-
nissen unserer heimischen Industrie neue Absatzgebiete zu ver-
schaffen. Es ist ferner eine wesentliche Aufgabe, die Eingeborenen
für den Plantagenbau zu gewinnen und zu befähigen, mit der Aus-
wahl der geeigneten Kulturgewächse, der Anlage und dem Be-
triebe der Plantagen aber sachkundige, erfahrene und gewissenhafte
Personen zu betrauen. Je mehr dies gelingen wird, desto grösser
wird die Zahl der Faktoreien (der Niederlassungen zum Betriebe
des Handels im fremden Lande) werden, und um so gewaltiger
wird sich unser Handel mit den Kolonien steigern. Schon jetzt
beträgt der Wert der Ausfuhr aus unseren Kolonien jährlich
14 Millionen Mark.
Der Besitz von Kolonien hat jedoch neben den materiellen
Vorteilen noch viel wertvollere Wirkungen: veredelnde Einflüsse
auf Geist, Gemüt und Willen der Völker. Der Blick wird weiter
durch die Vergleichung des Naheliegenden mit dem Fernen; Mut
und Tatkraft werden gestählt durch die Übung im Einsetzen der
ganzen Persönlichkeit für weitgesteckte Ziele, und zu allem kommen
die Selbstschätzung und das Pflichtgefühl, die das stolze Be-
wusstsein des Herrschens über weite Gebiete allen grossen Völkern
der Weltgeschichte aufgedrückt hat. Auf diese Weise ernten die
Völker, die ihre Kultur in die Ferne tragen und wilde Länder
der Zivilisation erschliefsen, andererseits den Segen in ihrer eigenen
Entwicklung, den ein grosses Arbeitsziel jedem einzelnen bringt.
„Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken,“ gilt nicht
nur von einzelnen Menschen, sondern auch von ganzen Völkern.
Z. T. nach Tromnau u. a.