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1. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 425

1905 - Wittenberg : Herrosé
425 dadurch zu Ehren, und war es, die dem Handwerk den goldenen Boden bereitete, indem sie sich auf sittlichen Grundsätzen auf- baute. Im ganzen Leben des damaligen Bürgerstandes bekundete sich der ideale Sinn. Der Gemeinsinn war vor allem eine herr- liche Tugend, die leider später — zur Zeit des 30 jährigen Krieges — dem Spießbürgersinn, der nur seinen eigenen Vorteil kennt, weichen mußte. Der Gemeinsinn umfaßte den Vorteil aller; das Ganze, das städtische Wohlsein, die Ehre und Macht der Stadt, das war sein Ziel. Schöne Gotteshäuser, herrliche Rathäuser und sonstige öffentliche Bauten bekundeten das edle Streben. Die Selbstsucht, die sich leider jetzt noch immer im Handwerkerstand sehr breit macht und mehr als irgend etwas das Emporkommen hindert, war nur selten zu finden. Ihre Frömmigkeit zeigten die Handwerker darin, daß jede Zunft einen besonderen Heiligen zum Patron hatte. Welche Einsicht und Selbständigkeit sie in kirchlichen und politischen Dingen hatten, zeigten sie in ihrem Eintreten für das Kaisertum und in ihrem An- schluß an die Reformation. Vor allem aber ist es der Familiensinn, der den damaligen Handwerkerstand auszeichnete, ein Sinn, der heut- zutage vielfach erloschen ist. Dieser Sinn ist aber die Grundlage von dem Gedeihen eines guten Hausstandes. Der Meister war der Vater, nicht nur seiner Kinder, sondern auch seiner Gesellen und Lehrlinge. Diese fühlten sich als Kinder des Hauses und lebten als solche in rechtem Gehorsam gegen die Hausordnung, die vom Meister und der Meisterin als der Hausmutter für alle aufrecht erhalten wurde. Ein Wirtshausleben, das alle Bande guter Ordnung lockert, und viele auf die Bahn der politischen Aufwiegler führt, gab es nicht. Das Morgen- und Abendgebet, der Haussegen, versammelte alle Hausgenossen um den Tisch. Der Meistergesang, der in vielen deutschen Städten, wie Nürnberg, Ulm, Mainz und Straßburg, blühte, läßt uns auch einen Blick in das ideale Streben des Handwerkerstandes tun. Als die Ritter heruntergekommen waren, pflegten sie nicht mehr wie früher die edle Sanges- und Dichtkunst. Da waren es die ehrsamen Hand- werker, die sich ihrer annahmen. Abends kamen sie zusammen und lernten ihre Weisen. Alle Teilnehmer mußten eine Lehrzeit durch- machen; sie mußten auch diese Kunst zunftmäßig lernen. Wollte einer Meister werden, so mußte er im Meistersingen, das Sonntags nach beendigtem Gottesdienste in der Kirche stattfand, singen. Der Sieger bekam dann eine Kette mit dem Bilde des Königs David (Damdsgewinn). Das war eine Ehre für die ganze Zunft, der der Sieger angehörte. So wandten die Handwerker ihre freie Zeit aufs beste an, so daß mancher Handwerker von heute jene alten Meister sich zum Vorbild nehmen kann. N°4 V-rschàm. 171. Einige bedeutende Handwerker und Künstler des Mittelalters. Hans Sachs wurde 1404 in Nürnberg geboren. Sein Vater war Schneidermeister. Zu Hause und in der lateinischen Schule wurde
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