1891 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: Weidemann, D.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
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zuweilen zu streng gewesen bin, aber nimmermehr wird es
mich reuen, mitleidig und gütig gewesen zu sein."
Nach einer glücklichen, thätigen und ruhmvollen Ne-
gierung starb Rudolf I. im 73. Lebensjahre den 15. Juli
1291 zu Germersheim, als er eben auf einer Reise nach
Speier begriffen war. Ausgezeichnet durch Charakterfestig-
keit, Tapferkeit, unermüdete Thätigkeit- Gerechtigkeitsliebe,
Großmut, Mäßigkeit und Güte, ist er einer der größten
und edelsten Regenten, welche je einen Thron schmückten.
Hauff.
116. Die Buchdruckerkunst.
Wer vor 500 und mehr Jahren gern ein Buch haben
wollte, mußte es sich, wenn er's nicht kaufen konnte, selbst
abschreiben oder abschreiben lassen, und das kostete natürlich
viel Zeit. Im Jahre 1274 war der Preis einer schön
geschriebenen Bibel mit Auslegung 6o0 N, und eine ganz
gewöhnliche Abschrift des Psalters mit Anmerkungen kostete
vor dem Jahre 1300 nach unserem Gelde wenigstens 150 N.
Damals waren dies ungeheure Summen, denn es erhielt
ein Taglöhner täglich nur 12 Pf. Taglohn, so daß er um
eine solche Bibel hätte fünfzehn Jahre arbeiten müssen,
während einer jetzt eine oder auch zwei Mark und mehr
verdienen kann, je nachdem das Geschäft ist, und eine Bibel,
wenn er ganz arm ist, unentgeltlich, oder um weniger als
eine Mark erhält, also nicht einmal einen Taglohn dazu
braucht. Der römische Kaiser Konstantin (um 325 u. Chr.)
ließ einmal 20 Bibeln auf seine Kosten abschreiben und
beschenkte damit 20 christliche Gemeinden. Das war damals
ein wahrhaft kaiserliches Geschenk. In früheren Zeiten
hatten daher nur ganz reiche Leute Bücher; arme konnten
sich keine kaufen, konnten auch selten lesen. Um das Jahr
1420 kam man aber darauf, die Buchstaben einer Seite im
Buch verkehrt auf ein Brett zu schneiden, anzuschwärzen und
abzudrucken. Das ging schon gut, denn mit einem solchen
Brett voller Buchstabenformen konnte man schnell viele
Seiten derselben Art drucken, und die Bücher wurden nun
schon ein gut Teil wohlfeiler.
Um diese Zeit lebte aber in der Stadt Mainz, mit-
unter auch in Straßburg ein Edelmann, Johann Gens-
fleisch von Sorgenloch zum guten Berg, kurzweg