1891 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: Weidemann, D.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
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Gutenberg genannt. Der schnitt die Buchstaben nicht auf
einem Brette aus, sondern auf Köpfchen von hölzernen,
darauf von bleiernen Stäben, band diese Stäbchen zusammen,
druckte sie ab und konnte sie nun nach dem Gebrauche wieder
aufbinden und zu anderen Wörtern zusammensetzen. Mit
dieser Anwendung beweglicher Lettern (Buchstaben) war der
wichtigste Teil der folgenreichen Erfindung vorhanden. Als
Schwärze gebrauchte er Tinte und Lampenruß. Guten-
berg wünschte seine Erfindung gern ins Große zu treiben;
darum verband er sich, da er selbst arm war, mit dem
reichen Goldschmied Johann Fust oder Faust in Mainz,
und das Unternehmen gelang vollkommen. Später ent-
zweiten sich die beiden Männer, und der eigennützige Faust
zog einen geschickten Gießer von Gernsheim, Namens Peter
Schösser, der schon vorher Gehülfe bei ihm war, in das
Geschäft.
Dieser Schösser bereitete eine tauglichere Metallmischung
aus Blei und Zinn für die Lettern und eine beffere und
dauerhaftere Druckerschwärze. Besonders aber erfand er den
Guß der Lettern. Durch ihn wurde Gutenbergs Erfindung
weiter geführt und vollendet. Das erste größere Werk, das
aus Gutenbergs Druckerei hervorging, war eine lateinische
Bibel in drei Bänden, wahrscheinlich im Jahre 1456 vollendet.
Ein Psalter, den die Bibliothek zu Stuttgart besitzt, ist im
Jahre 1457 gedruckt und war ausgezeichnet schön. Faust
reiste dann im Lande umher und verkaufte seine Bibeln,
das Stück um hundert Gulden; und alle Welt erstaunte
über den unerhört billigen Preis. Die Mönche aber, die
nun nichts mehr mit Abschreiben verdienten, erstaunten am
meisten und wußten sich am Ende vor Grimm nicht anders
zu helfen, als daß sie zum Volke sagten: „Faust stehe mit
dem Teufel im Bund, und die roten Buchstaben auf den
Titelblättern seien mit Menschenblut gefärbt!" Gutenberg,
der Erfinder, mußte später seine Druckerei aus Not ver-
kaufen und starb arm, nachdem er die Welt bereichert, im
Jahr 1467.
In der neueren Zeit sind in dieser Kunst, welche so
wichtig für die Bildung der Völker geworden ist, wesentliche
Verbesserungen angebracht worden. Man hat Druckerpresien,
die mit Hülfe der Dampfkraft in einer Stunde 4000 und
mehr Bogen drucken.