1891 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: Weidemann, D.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
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— Und nun laßt uns fortfahren!" sprach er zum Herzog,
und setzte das angefangene Spiel fort.
Aber der Kurfürst von Brandenburg war in das Lager
zum Kaiser geeilt, um für das Leben des Gefangenen zu
bitten. Wittenberg wurde übergeben, und Karl V. nahm
das widerrechtlich gefällte Urteil zurück. Darauf wurden
dem Kurfürsten Vertragspunkte vorgelegt, nach deren einem
er sich verpflichten sollte, alles anzunehmen, was die Kirchen-
versammlung zu Trient und der Kaiser in Neligionssachen
beschließen würden. In seinem Unglück unerschüttert,
erwiderte Johann Friedrich: „Wir wollen bei der Lehre,
und dem Bekenntnis, die wir zu Augsburg neben unserm
Vater, auch andern Fürsten und Ständen öffentlich übergeben,
beständig verharren und lieber die Kur, Land und Leute,
auch den Hals dazu hergeben als von Gottes Wort uns
abweisen laffen." Herzog und Böttiger.
124. Gustav Adolf von Schweden.
Als Gustav Adolf von Nürnberg nach Sachsen zog,
strömte alles Volk aus den Gegenden, wo er durchzog,
herbei, um den Helden, den Rächer, den großen König zu
sehen, der ein Jahr vorher auf diesem Boden als ein
rettender Engel erschienen war. Stimmen der Freude um-
lönten ihn, ehrfurchtsvoll stürzte sich vor ihm alles auf die
Kniee; man stritt sich um die Gunst, die Scheide des
Schwertes, den Saum seines Kleides zu berühren. Den
bescheidenen Helden machten diese unschuldigen Beweise der
aufrichtigsten Dankbarkett und Bewunderung traurig. „Ist
es nicht, als ob dieses Volk mich zum Gott machte?"
sagte er zu seinen Begleitern. „Unsere Sachen stehen gut,
aber ich fürchte, die Rache des Himmels wird mich für
dieses verwegene Gaukelspiel strafen und diesem thörichten
Haufen meine schwache sterbliche Menschheit früh genug
offenbaren."
Wallenstein folgte dem Könige, und wo er zog, brannten
Flecken und Dörfer; nichts blieb vor den wilden Plün-
derungen seiner Soldaten verschont, und Wehklagen und
Verwünschungen ertönten überall auf dem Wege, auf
welchem so eben Freudengeschrei und Segnungen den edlen
Gustav begleitet hatten. Unweit Weißenfels bei dem
Städtchen Lützen trafen beide Heere auf einander, und den