1891 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: Weidemann, D.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
— 178 —
der Polenfürst Poniatowsky stand, begann der Kampf.
Jeder Fuß Landes wird mit Strömen Bluts erkauft; rast-
los drangen die Verbündeten vorwärts bis an die Haupt-
stellung der Franzosen bei Probstheida. Hier aber, wo
Maßen gegen Massen stürmen, die einen mit Erbitterung
und Siegesfreude, die andern mit Verzweiflung und kalter
Todesverachtung, hier war der Kampf nicht Schlacht, ein
Schlachten war's zu nennen. Angriff auf Angriff, 300
französische Kanonen donnern gegen die Verbündeten, Berge
von Leichen und Verwundeten türmen sich an den Dorf-
eingängen. Da ließen die in der Nähe weilenden Monarchen,
Zuschauer dieses furchtbaren Kampfes, diesen selbst ein-
stellen. Desto unglücklicher war die französische Arinee bei
Abtnaundorf, Paunsdorf und Stötteritz. Ganze Regimenter
wurden vernichtet. Der Kronprinz von Schweden hat beim
Vorwerke „heiterer Blick" den vom Marschall Ney komman-
dierten Mittelpunkt der französischen Armee durchbrochen, und
furchtbare Heeresmassen drängen die Besiegten vor sich her.
Gräßlich war der Kampf um den Besitz des Dorfes
Schönefeld, das von den Russen unter Langeron angegriffen
wird. Siebenmal rückt man mit Sturmschritt vor, es steht
das große, breite Dorf in Flammen, noch wich der Marschall
Marmont nicht. Da macht der Abend dem grausigen
Würgen ein Ende, es ziehen sich die Franzosen nach Volk-
marsdorf und Reudnitz zurück. Um das Unglück voll zu
machen, hatten zwei Regimenter Württemberger und das
sächsische Armeekorps die Reihen der Franzosen verlassen,
letzteres längst grollend wegen alles Elendes, das die
Franzosen über Sachsen gebracht hatten, und ergriffen von
Begeisterung für die deutsche Sache. Kanonenschüße in ihre
Reihen waren der Scheidegruß; aber auch die sächsische
Artillerie wendet ihr Geschütz und sendet tausendfach den
Tod in jene Scharen, mit denen sie soeben noch gestritten.
Dies hemmt den Lauf der feindlichen Regimenter, Ver-
wirrung bricht herein, sie müssen weichen und verlaßen am
andern Morgen selbst Stötteritz und Probstheida.
Es war um 8 Uhr abends, da ritt der Feldmarschall
Fürst Schwarzenberg nach der Höhe von Meusdorf, von
wo aus die verbündeten Fürsten dem Getümmel der Schlacht
zugesehen hatten, und verkündigte den vollständigen Sieg.
Da stiegen sie von ihren Roßen, entblößten die Häupter