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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 72

1854 - Saalfeld : Riese
72 junge patrizische Held, der seinen ehrenvollen Beinamen von der Eroberung der volskischen Stadt Corioti erhalten hatte, war ein heftiger Feind dev Plebejer. Von dem engherzigen Geiste seines Standes fortgerissen, rieth er im Senate, eine Hnngersnoth zu benutzen und den Plebejern erst gegen die Abschaffung der nur eben eingeführtrn Volkstribunen Getreide abzu- lassen. Die Tribunen, durch die Zumuthung, auf das Heiligste, ihr erwor- benes Recht, gegen das Gemeinste zu verzichten, aufs höchste ausgebracht, beriefen den Coriolan, auf eine unerhörte Weise, vor die Volksversammlung und bewirkten einen Volksspruch, der auf lebenslängliche Verbannung lau- tete. Der stolze Senator hatte sich nicht so tief demüthigen und auf die Ladung der ihm so verhaßten Tribunen vor der Volksversammlung erschei- nen wollen, sondern war zu den römerfeindlichen Volskern geflohen, um bald zur Rache an der Spitze eines Heeres wiederzukehren, welches ihm die Volsker anvertraut hatten (491). In Rom selbst herrschte Bestürzung und Zwietracht, welche Cvriolanns dadurch nährte, daß er die Güter der Patrizier schonte, die der Plebejer aber schonungslos verwüstete. Unter- dessen nahm die Bedrängniß der belagerten Stadt zu und die entmuthigten Bürger wünschten eine Aussöhnung mit dem Coriolan. Eine Gesandtschaft aus Senatoren, eine zweite aus Priestern bestehend, begab sich in das feindliche Lager, um ihn zum Abzüge zu bewegen; aber alle Vorstellungen blieben bei dem harten, stolzen Aristoeraten ohne Erfolg. Endlich, als Ver- wirrung, Angst und Bangigkeit in der belagerten Stadt den höchsten Grad erreicht hatten, machten sich seine Mutter Veturia und seine Gattin Vo- lumina mit ihren Kindern und den angesehensten römischen Frauen auf und erschienen vor dem trotzigen Manne mit Bitten und Thränen. Diesem Anblick konnte das bisher unbeugsame, unerbittliche Herz nicht länger wider- stehen, er entließ sie mit freundlicher Milde unter den Worten: „Mutter! Mutter! Rom hast du gerettet, aber ich bin verloren!" — und sich selbst und seine Rachsucht überwindend, führte er das Heer der Volsker zurück. Aber nun traf ihn die Rache Dieser, welche ihn in einer Versammlung steinigten. Jedoch gab es auch schon damals einzelne Patrizier, welche den Ple- bejern freundlich entgegenkamen, wie der Consul Spurtus Cassius, welcher den Vorschlag that (486), auch unter die Plebejer die eroberten Ländereien zu vertheilen, welche seit des Tarquinius Vertreibung die Pa- trizier allein sich angeeignet hatten. Aber fürs erste wußten die Patrizier diesen Vorschlag noch zu hintertreiben und erklärten den Cassius als Ver- räther, ja verurtheilten ihn nach geendetein Consnlate zum Tode. Allein an dem süßen Gedanken der Ackervertheilung hatten die Tribunen einen Hebel, mit welchem sie auch den Haufen der Gemeinsten leicht in Bewe- gung sehen konnten, der für gleiches Recht wohl keinen Sinn hatte, aber für gleichen Besitz. Kurz nachher erkämpfte der Tribun Volero dem Volke (der Plebs) das Recht, in Tribus-Versammlungen über alle öffentlichen Angelegenheiten, ohne Einmischung der Patrizier, sich zu berathen und Beschlüsse zu fassen, die freilich erst mit Zustimmung des Senates Gesetzes- kraft erhielten.
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