1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
97
für's erste noch nicht. Nachdem nämlich der Besieger Asiens und des Mithri-
dates bei der Abreise aus Asien sein Heer königlich beschenkt und gegen
die Gelehrten in Mitylenä, Rhodus, Athen große Freigebigkeit bewiesen
hatte, entließ er sofort nach seiner Landung bei Brundusium (61 v. Chr.)
das ganze Heer und begnügte sich zur allgemeinen Freude mit einem groß-
artigen Triumphe, wie Rom wohl keinen zweiten gesehen. Aus vorangetra-
genen Tafeln mit den Namen der unterworfenen Völker war zu lesen, wie er
tausend feste Schlösser bezwungen, neunhundert Städte erobert, den Seeräu-
bern achthundert Schiffe abgenommen, neununddreißig Städte gegründet und die
Einkünfte des Staats mit vielen Millionen vermehrt habe. Siegeszeichen aller
Art und reiche Schätze von gemünztem und ungemünztem Golde wurden zur
Schau getragen, und die besiegte» Völker schienen einherzuschreiten in den
dreihuudertvierundzwanzig Fürsten und Fürstenkindern, darunter ein Sohn des
Armenierkönigs Tigranes, vier Söhne des Mithridates, der jüdische Kö-
nig Aristobulus, welche dem reich gezierten Triumphwagen vorangingen.
Im Wagen selbst saß Pompejus der Große, angethan mit der Rüstung
Alexanders des Großen, die man angeblich unter den Schätzen des Mithri-
dates erbeutet hatte.
Allein Pompejus bereute es bald, sein Heer und damit die Stütze
seiner Macht ausgegeben zu haben. Denn die wahren Freunde der Repu-
blik unter den Vornehmen, vor Allen Cato der Jüngere, und Andere,
welche es mehr aus persönlichen Rücksichten thaten, traten seiner gefährliehen
Größe und seinen in Asien getroffenen Maßregeln entgegen. Da warf er
sieh der Volkspartei in die Arme und schloß eine nähere Verbindung mit
einem Manne, der unter die größten der Römer gehört und bald in Rom
die erste Rolle spielte, dem Casus Julius Cäsar.
Dieser Mann, geb. 100 v. Chr., hatte sehon als neunzehnjähriger
Jüngling unter der Schreckensherrschaft des Sulla einen unbezwinglichen
Muth bewiesen, als er, ein Nesse von der Frau des Marius und mit der
Cornelia, einer Tochter des Cinna, verheirathet, sich ungeachtet des Befehls
des allmächtigen Dietators doch nicht von seiner Gemahlin scheiden, sondern
lieber die Priesterwürde und das Erbgut seiner Gattin verlieren wollte.
Er floh aus Rom und verdankte sein Leben nur der Fürbitte einiger Freunde
des Dietators, der schon damals mit scharfem Menschenkennerblicke erkannte,
daß in dein Cäsar viele Mariusse steckten. Späterhin von einem Feldzuge
in Asien nach Rhodus zurückkehrend, von Seeräubern gefangen, schien er
durch die Überlegenheit seines Geistes vielmehr ihr Herr, als ihr Gefange-
ner zu sein. Nach Rom zurückgekehrt, wußte er seine ehrgeizigen Absichten
und hohen Pläne vor den Vornehmen geschickt zu verbergen, desto mehr aber
sich auf jede Weise die Gunst und Liebe der Volkspartei zu erwerben und
dadurch zu verschiedenen Staatsämtern zu gelangen. Als Aedil (Ausseher
der öffentlichen Ordnung, der Schauspiele) gab er dem Volke so große Ge-
schenke und Feste, daß er eine Schuldenlast von zwei Millionen Thalern
nach unserm Gelde aus sich lud, empfahl sich demselben aber so, daß es ihn
bei der Wahl zum Pontifex Maximus (Oberpriester) allen angesehenen
ältern Männern vorzog (03 v. Chr.). Darauf erhielt er die Statthalter-
schaft des jenseitigen Spaniens und kehrte nach glücklichen Siegen mit rei-
cher Beute und großem Ruhme zurück. Obschon er nun auf die Volksgunst
rechnen konnte, so konnte er doch nicht hoffen, seine ehrgeizigen Pläne durch-