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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 101

1854 - Saalfeld : Riese
101 Jetzt stand Cäsar auf den Gipfel seiner Macht: der Senat ernannte ihn zum Dictator auf Lebenszeit und verlieh ihm den Titel Imperator, aber nicht in dem bisherigen Sinne als Ehrentitel für einen Feldherrn nach dem Siege, sondern als Bezeichnung fortwährenden Oberbefehls. Allein die Macht genügte dem großen Imperator nicht mehr, er begehrte zu der königlichen Macht auch noch den königlichen Namen und das Zeichen. Um diesem Ziele näher zu kommen, verbreitete man als eine Weissagung der sibvllinischen Bücher, daß nur ein König die Parther, die gefährlichsten Feinde des römischen Namens im Osten, sollte besiegen können. Die Sachen waren schon so weit gediehen, daß die eifrigsten Republikaner verzweifelten anders als durch den Mord des Dictators die Freiheit zu retten. Marcus Innrus Brutus, sonst ein geistvoller Mann, der durch reine Sitten, strenge Grundsätze und ehrenwerthe Thaten die Achtung aller Gutgesinnten erworben hatte und der von jenem alten Brutus, dem Stifter der Republik, sein Geschlecht ableitete, und Casus Cassius stell- ten sich au die Spitze einer Verschwörung. Die Verschworenen wählten den 15. März (44 v. Chr.), an welchem Tage der Senat in einer feier- lichen Sitzung dem Cäsar vor seinem Aufbruche gegen die Parther die Königswürde ertheilen sollte, zur Ausführung ihres Vorhabens. Kaum war Cäsar, ungeachtet seines Unwohlseins und der Abmahnungen seiner durch böse Träume beunruhigten Gemahlin Calpurnia, in der Versammlung erschie- nen, so umringten ihn die Verschworuen und drangen von allen Seiten mit Dolchen auf ihn ein. Als er auch den Brutus, den er wie seinen Sohn geliebt hatte, unter den Verschwornen erblickte, rief er: „Auch du, mein Sohn Brutus!" — hüllte sich, von der Gewalt übermannt, in seine Toga und sank, von dreiuudzwanzig Wunden bedeckt, zu den Füßen der Bildsäule des Pompejus todt nieder. Der Senat war ein stummer Zeuge dieser Vorgänge und stob, von Entsetzen ergriffen, aus einander. § 30. Das zweite Triumvirat: Antonius, Octavianus, Lepidus. Schlacht von Actium (31 v. Chr.). Der Zweck, um desseutwilleu der Frevel unternommen worden war, wurde nicht erreicht, Rom konnte die Freiheit nicht mehr ertragen, neue Bürger- kriege flammten empor und nur eine neue Alleinherrschaft schien vor den Greueln der Anarchie bewahren zu können. Das erschrockene Rom wollte von Cäsar's Mördern, die sich wenigstens des Capitols bemächtigt hatten, nichts wissen. Der schlaue Cónsul Mar- cus Antonius, der des Dictators Rolle gern für sich selbst fortspielen wollte, ließ Cäsar's Testament öffnen, um die den Mördern ungünstige Stimmung des Volks zu erhöhen. In diesem Testamente wurde Cäsar's Schwesterenkel Casus Octavius von ihm an Sohnes Statt angenommen und zum Haupterben eingesetzt, der meisten seiner Mörder mit Wohlwollen gedacht und jedem Einzelnen aus dem Volke ein ansehnliches Geldgeschenk vermacht. Cäsar erschien daher dem Volke nicht als ein Tyrann, sondern als ein Wohlthäter und seine Ermordung als eine verruchte That. Ja, als des Ermordeten Leichnam auf einem ungeheuern Scheiterhaufen ver- brannt wurde, steigerte Antonius durch eine Lobrede die Entrüstung des
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