1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
gab er den Bitten der Freunde nach und flüchtete sich auf ein nahes Land-
haus. Hier auf diesem Landhause betete der Bischof inbrünstig für die
ganze Kirche. Als ihm das Haus nicht mehr sicher zu sein schien, floh
er nach einem andern, und auch hier, von einem der Folter unterliegenden
Sclaven verrathen, hätte er sich noch auf den Söller eines anstoßenden
Hauses retten können, allein mit den Worten: „Der Wille des Herrn ge-
schehe ! “ — überlieferte er sich den Polizeidienern. Aus dem Wege zur Stadt
kam ihm der Polizeimeister mit seinem Vater entgegen, nahm ihn freundlich
von seinem Esel zu sich aus den Wagen und redete ihm zu, den Kaiser
seinen Herrn zu nennen und zu opfern. Ernst schweigend hörte der Bischof
zu, als sie aber heftiger in ihn drangen, erklärte er rund heraus: „Ich
werde nicht thun, was ihr mir rathet." Da ergrimmten die beiden und
stießen ihn mit harten Worten aus dem Wagen hinans, so daß er sich
am Fuße verletzte. Polycarp setzte seinen Weg zum Proconsul fort und
von diesem aufgefordert, seines hohen Alters zu schonen, bei dem Genius
des Kaisers zu schwören und Christo zu fluchen, sprach er das entschieden
abweisende Wort: „Sechsundachtzig Jahr habe ich nun Christo gedient, und
nie hat er mir Uebles gethan, wie könnte ich ihm fluchen meinem Herrn und
Heilande!“ Nachdem der Proconsul ihm noch mit den wilden Thieren
und dem Feuertode umsonst gedroht hatte, gab er endlich dem wüthenden
Volksgeschrei nach und verurtheilte ihn zum Scheiterhaufen, wozu das Volk
und besonders die Juden eifrig Holz berbcitrugen. So endete Polycarp
mit noch elf andern Christen aus Philadelphia. Dies geschah um das
Jahr 167. — Die Gemeinde sammelte seine Gebeine, die ihr kostbarer
waren als Gold und Edelsteine, und setzte sie an dem geziemenden Orte
bei, in der Hoffnung, sich in heiliger Freude an seinem Grabe zu versam-
meln und das Geburtsfest seines Märtyrerthums zu feiern, zum Gedächtniß
Derer, welche den guten Kampf ausgekämpft haben, und zur Vorbereitung
Derer, welche ihn noch kämpfen sollen. — So erzählt die Gemeinde von
Smyrna den Hingang ihres Bischofs in einem Rundschreiben an die andern
Christengemeinden.
§ 36. Das römische Reich von Commodus bis zum Tode Con-
stantin's des Großen (180 — 337).
I. Die römischen Kaiser von Commodus bis auf Alexan-
der Severus (180 — 235 n. Chr.). — Die Sassaniden
226 n. Chr.).
Das Glück, welches Rom seit Nerva's Zeiten genossen hatte, endete
jetzt auf eine schmachvolle Weise; denn es war nicht hervorgegangen aus
Tugend und volksthümlicher Kraft, sondern hatte abgehangen von dem gu-
ten Willen der Herrscher. Mit dem Commodus (180— 192), des
Mark Aurel unwürdigem Sohne, welcher die Regierung seinen niedrigen
Günstlingen überließ, als römischer Hercules bei den Thier- und Fechter-
kämpfen öffentlich 375 mal auftrat und gegen die Besten des Volks mord-
süchtig wüthete, begann die Zeit wieder finster zu werden. Der alte Sol-