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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 174

1854 - Saalfeld : Riese
174 Aber nur auf vieles Zureden des Papstes Zacharias nahm der greise Mis- sionär die erzbischöfliche Würde an, indem er eigentlich die Absicht hatte, in seinem Lieblingskloster Fulda, jener späterhin so berühmt gewordenen Pflanzstätte eines christlich-sittlichen Geistes in Deutschland, inmitten der vier Völkerjchasten, welchen er das Evangelium verkündigt hatte, seine Lebens- tage zu beschließen. So bekam das Erzbisthum Mainz durch die Verbin- dung, in welche Bonifacius es mit den übrigen von ihm beaufsichtigten Sprengeln (Büraburg bei Fritzlar in Hessen, den Bisthümern Würzburg, Eichstädt, Erfurt in Thüringen und den Bisthümern Regensburg, Freysing, Passau und Salzburg in Baiern) setzte, in der Folge gleichsam den Primat Germaniens und wurde der Hort der Einheit und Nationalität Deutsch- lands. Zuletzt nahm der fünfundsiebenzigjährige Greis noch einmal das Unter- nehmen auf, welches dem Jüngling nicht gelungen war, die Bekehrung der Friesen, und fuhr unter Todesahnungen mit einem kleinen Gefolge auf dem Rhein zum Zuydersee nach Friesland. Alles schien hier reis zur Ernte: sie durchzogen mit der Predigt des Evangeliums das Land, fanden viel Glauben, tauften Tausende und gründeten neue Kirchen. Es war am Mor- gen des 5. Juni 755, sein Zelt stand an der Burda unweit Dokkum, und Schaaren Neugetaufter sollten an diesem Morgen zur Firmelung zurück- kehren. Allein die erbitterten Heiden hatten gerade diesen Tag zur Sät- tigung ihrer Rache an den Gotterfeinden erwählt, stürmten mit Waffen- gcräusch und wilden Gebehrden heran und erschlugen den greisen Diener des Herrn, der alle Gegenwehr verbot und mit den Reliquien in der Hand ruhig den Tod erwartete, nebst 52 seiner Gefährten. Uebrigcns schien das Christenthum und die christliche Kirche unter den deutschen Völkerschaften wenig gesichert, solange die kriegerischen Sachsen, welche auf ihren Raubzügen in Thüringen und Hessen Kirchen und Klöster plünderten und verwüsteten, nicht durch Schwert und Kreuz unterworfen waren. Die Lösung dieser Aufgabe war Karl dem Großen vorbe- halten. § 48. Pipin der Kurze (der Karoling), König der Franken (752). Durch den schönen Sieg bei Poitiers hatte Karl Martcll so hohes Ansehen gewonnen, daß er bei dem Tode König Theodorich's Iii. den Thron leer zu lassen wagte, ohne jedoch selbst den Königstitel anzunehmen. Kaum aber war Karl Martell gestorben (741), als sein Sohn, Pipin der Kurze, aus Furcht vor drohenden Bewegungen noch einmal einen Mero- vinger, den schwachen Knaben Childerich 111., aus dem Kloster holte und auf den Thrvn setzte. Nachdem aber Pipin auf mannichfache Weise gezeigt hatte, daß^seines Vaters Heldengeist, mit eigenthümlichem mildem Sinne gepaart, in''ihm wohnte, wagte man den letzten Schritt zu thun, doch nicht ohne Zustimmung und Vollmacht des bei den Franken vielgeltenden Papstes. Sofort sandte Pipin zwei Geistliche nach Rom und ließ den Papst Zacha- rias die Frage vorlegen: „ob Derjenige des königlichen Namens und Thro- nes würdig sei, der sorglos daheim sitze, oder Derjenige, welcher die ganze Sorge und Last des Reichs auf sich habe?" Der Papst, der sich mit Freuden zum Schiedsrichter in einer so wichtigen Sache ausgerufen sah und
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