1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Aber nur auf vieles Zureden des Papstes Zacharias nahm der greise Mis-
sionär die erzbischöfliche Würde an, indem er eigentlich die Absicht hatte, in
seinem Lieblingskloster Fulda, jener späterhin so berühmt gewordenen
Pflanzstätte eines christlich-sittlichen Geistes in Deutschland, inmitten der vier
Völkerjchasten, welchen er das Evangelium verkündigt hatte, seine Lebens-
tage zu beschließen. So bekam das Erzbisthum Mainz durch die Verbin-
dung, in welche Bonifacius es mit den übrigen von ihm beaufsichtigten
Sprengeln (Büraburg bei Fritzlar in Hessen, den Bisthümern Würzburg,
Eichstädt, Erfurt in Thüringen und den Bisthümern Regensburg, Freysing,
Passau und Salzburg in Baiern) setzte, in der Folge gleichsam den Primat
Germaniens und wurde der Hort der Einheit und Nationalität Deutsch-
lands.
Zuletzt nahm der fünfundsiebenzigjährige Greis noch einmal das Unter-
nehmen auf, welches dem Jüngling nicht gelungen war, die Bekehrung der
Friesen, und fuhr unter Todesahnungen mit einem kleinen Gefolge auf dem
Rhein zum Zuydersee nach Friesland. Alles schien hier reis zur Ernte:
sie durchzogen mit der Predigt des Evangeliums das Land, fanden viel
Glauben, tauften Tausende und gründeten neue Kirchen. Es war am Mor-
gen des 5. Juni 755, sein Zelt stand an der Burda unweit Dokkum, und
Schaaren Neugetaufter sollten an diesem Morgen zur Firmelung zurück-
kehren. Allein die erbitterten Heiden hatten gerade diesen Tag zur Sät-
tigung ihrer Rache an den Gotterfeinden erwählt, stürmten mit Waffen-
gcräusch und wilden Gebehrden heran und erschlugen den greisen Diener
des Herrn, der alle Gegenwehr verbot und mit den Reliquien in der Hand
ruhig den Tod erwartete, nebst 52 seiner Gefährten.
Uebrigcns schien das Christenthum und die christliche Kirche unter den
deutschen Völkerschaften wenig gesichert, solange die kriegerischen Sachsen,
welche auf ihren Raubzügen in Thüringen und Hessen Kirchen und Klöster
plünderten und verwüsteten, nicht durch Schwert und Kreuz unterworfen
waren. Die Lösung dieser Aufgabe war Karl dem Großen vorbe-
halten.
§ 48. Pipin der Kurze (der Karoling), König der Franken (752).
Durch den schönen Sieg bei Poitiers hatte Karl Martcll so hohes
Ansehen gewonnen, daß er bei dem Tode König Theodorich's Iii. den Thron
leer zu lassen wagte, ohne jedoch selbst den Königstitel anzunehmen. Kaum
aber war Karl Martell gestorben (741), als sein Sohn, Pipin der
Kurze, aus Furcht vor drohenden Bewegungen noch einmal einen Mero-
vinger, den schwachen Knaben Childerich 111., aus dem Kloster holte und
auf den Thrvn setzte. Nachdem aber Pipin auf mannichfache Weise gezeigt
hatte, daß^seines Vaters Heldengeist, mit eigenthümlichem mildem Sinne
gepaart, in''ihm wohnte, wagte man den letzten Schritt zu thun, doch nicht
ohne Zustimmung und Vollmacht des bei den Franken vielgeltenden Papstes.
Sofort sandte Pipin zwei Geistliche nach Rom und ließ den Papst Zacha-
rias die Frage vorlegen: „ob Derjenige des königlichen Namens und Thro-
nes würdig sei, der sorglos daheim sitze, oder Derjenige, welcher die ganze
Sorge und Last des Reichs auf sich habe?" Der Papst, der sich mit
Freuden zum Schiedsrichter in einer so wichtigen Sache ausgerufen sah und