1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Wißbegierde aus. Gleich am Anfange seiner Alleinregierung hatte er viele
und schwere Kämpfe zu bestehen, theils zum Schutz 'der Kirche wider die
Heiden, theils zum Beistände der Schwachen wider übermüthige Feinde.
Unter allen Kriegen aber, welche Karl der Große geführt hat, waren
die gegen die mächtigen Sachsen, welche zwischen dem Rhein und der Elbe
wohnten und von alten Zeiten her Feinde der Franken waren, die schwer-
sten und langwierigsten. Erst nach zweiunddreißigjährigen blutigen Kämpfen
gelang es ihm, den Widerstand derselben zu breche», ihnen mit dem Christen-
thum die fränkische Lehensverfassung aufzunöthigen und sie zur Einheit des
fränkischen Reichs zu bringen. Die Sachsen, in ihrem Heiligsten, in ihrer
Religion, in ihrer väterlichen Sitte, in ihrer Freiheit angegriffen, führten
den Krieg volksmäßig und waren durch die Natur ihres Landes, seine
Wälder, Moräste und Wüsteneien vor einem geordneten Heere ziemlich ge-
deckt, während das Heer der dienstpflichtigen Franken nur im Sommer focht
und dann sich wieder in seine Heimath zerstreute. An der Spitze der Sach-
sen standen die tapfern Herzöge Wittekind und Albion, welche überall
im Osten und Norden die heidnischen Völker, die Dänen und Wenden
gegen die christlichen Franken aufregten; sie verschwanden nach jedem großen
Siege Karl's, erschienen aber immer wieder nach seinem Abzüge und machten
verheerende Einfälle in das fränkische Gebiet.
Aus dem Reichstage zu Worms im Jahre 772 wurde der heilige Krieg
gegen die räuberischen und christenfeindlichen Sachsen mit allgemeiner Zu-
stimmung beschlossen. Karl drang mit Heeresmacht in Sachsen ein, eroberte
ihre Heerblirg (Eresburg) an der Diemel, zerstörte die Jrminsäule,
ein vorzüglich heilig gehaltenes Götterbild der Sachsen, drang bis an die
Weser vor und ließ sich zwölf Geißeln für die Haltung des Friedens
stellen.
Von diesen Siegen ward unser Held abgerufen nach Italien, wo der
Longobardcukönig Desiderius dem Papste mehrere Städte entrissen hatte
und selbst Rom bedrohte. Schon im Jahre 773 überstieg Karl mit seinem
Heere die Alpen und drang trotz des lombardischen Helden Adelgis mit
dem eisernen Stecken bis Pavia vor, der festen Hauptstadt des Königs.
Als dieser vom höchsten Thurme der Stadt den König Karl erblickte mit
glänzendem Helmschmuck, wie er weit kenntlich vor den andern hoch auf
seinem Rosse saß mit dem Speer in der Hand, erschrak er über den gewal-
tigen Mann und stieg verzagend vom Thurme herab. Bald darauf wurde
Pavia erobert und das ganze Reich der Longobarden. Der gefangene De-
siderius mußte in ein Kloster wandern. Die lombardischen Herzöge schwuren
dem neuen Könige den Eid der Treue, und eine fränkische Besatzung zu
Pavia wurde für hinreichend erachtet, das eroberte Italien im Zaume zu
halten. Zu Rom wurde Karl feierlich als der Befreier Italiens begrüßt,
kniete betend am Grabe des heiligen Petrus und schwur über dem Sarge
des Apostelfürsten dem Papste unzertrennliche Freundschaft.
Unterdessen standen die Sachsen von Neuem auf, dehnten ihre Raub-
züge bis nach Hessen, Thüringen und über den Rhein aus, erschlugen die
christlichen Priester und feierten ihre heidnischen Opferfeste aus ihrem hei-
ligen Harzberge. Allein der Rächer Karl erschien bald wieder mit Sturmes-
eile, warf die Empörer zu Boden, bauete Zwingburgen und zwang die
nächstwohnenden Sachsen zur Taufe. Da erschienen auf einem Reichstage