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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 181

1854 - Saalfeld : Riese
181 Treue gegen seinen Sohn und ließ dann ein feierliches Hochamt in der Kirche halten, wobei er noch einmal in seiner kaiserlichen Pracht erschien, wiewohl schon sehr schwach und auf seinen Sohn gestützt. Dann knieten beide nieder und beteten lange, und auf dem Aliare vor ihnen lag eine Kaiserkrone. Als sie sich erhoben hatten, sprach der Kaiser mit lauter Stimme zu seinem Sohne und vor den Bischöfen und Grafen und unzäh- ligem Volke ermahnte er ihn zum letzten Male, er solle Gott allezeit vor Augen haben, die Kirche solle er schützen vor Bedrückung und Unbill, die Bischöfe ehren als seine Väter, das Volk lieben wie seine Kinder, den Frevlern ein strenger Richter sein, den Armen ein Vater, Gerechtigkeit solle er üben gegen Jedermann, und selber unsträflich wandeln vor Gott und allem Volke. Ludwig gelobte es zu thun mit Gottes Hülfe. Da befahl der Kaiser, daß er die Krone voni Altare nehme und zum Zeichen des Kaiserthums selbst sich auf das Haupt setze. Ludwig that wie ihm gehei- ßen, und sie stimmten mit allem Volke den Lobgesang an und kehrten in den Palast zurück. Also schloß Karl mit der Welt ab und lebte nur noch still in seinen Gemächern dem Gebet und der Betrachtung der göttlichen Dinge. Endlich zu Anfang des Jahres 814 verfiel der zweiundsiebzigjährige Greis in ein heftiges Fieber. Als er fühlte, daß er seinem Ende nahe sei, ließ er einen getreuen Bischof kommen und einpfing aus seiner Hand das heilige Abendmahl. Am Morgen des 28. Januar war seine letzte Stunde gekom- men. Da bezeichnete er sich mit dem heiligen Kreuze, faltete die Hände über die Brust und betete mit leiser Stimme: „Herr, in deine Hände be- fehle ich meinen Geist!" Mit diesen Worten verschied er nach einer sieben- undvierzigjährigen ruhmvollen Regierung. Unter allgemeinem Wehklagen des Volks erfolgte die feierliche Bestattung im Dom zu Aachen, wo der Leich- nam des Kaisers, bekleidet mit den kaiserlichen Gewändern und der Krone und umgürtet mit dem Schwerte, auf einem Thron in der Nische des Grabgewölbes beigesetzt wurde. Auf seinen Knieen lagen die Evangelien, zu seinen Füßen das Seepter und der kaiserliche Schild, so daß er auch im Tode als Kaiser zu herrschen schien. Papst Paschalis Ul. hat ihn späterhin unter die Heiligen der katholischen Kirche versetzt und dadurch den durch so viele große Thaten ausgezeichneten Krieger und Gesetzgeber auch zu den Helden der Kirche gezählt.
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