1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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den edelmüthigen und verständigen Herzog Konrad von Franken (911 bis
918), einen der fünf großen deutschen Herzoge (Franken, Sachsen, Loth-
ringen, Baiern, Schwaben), nachdem Otto der Erlauchte, Herzog von
Sachsen, die Krone ausgeschlagen hatte. Allein Konrad 1., der nicht im
Stande war die innern und äußern Unruhen zu dämpfen, war großmüthig
genug, sterbend den Deutschen, mit Uebergehung seines Bruders Eberhard,
seinen persönlichen Feind Herzog Heinrich von Sachsen zu seinem
Nachfolger zu empfehlen, den mächtigsten deutschen Fürsten, der das Land
zwischen Rhein rind Oder, der Eider und dem thüringer Walde beherrschte
und der Königskrone neuen Glanz zu verleihen im Stande war.
Der Sachsenherzog Heinrich war eben auf dem Vogelherde beschäftigt
(daher fein Beiname der Finkler oder Vogelsteller), als ihm Herzog
Eberhard von Franken die Botschaft von seiner Königswahl und die Reichs-
insiguicn (Mantel, Lanze, Schwert und Krone der alten Könige) überbrachte.
Nachdem er zu Fritzlar von den Fürsten der Franken und Sachsen als
König ausgerufen worden war, zog er, um das Reich vor dem Zerfallen zu
retten, mit Hecresmacht nach Vaiern und Schwaben, brachte die wider-
spenstigen Herzöge dieser Länder zur Anerkennung seiner Königswürde und
selbst den Herzog Giselbert von Lothringen erinnerte er an die deutsche
Lehenshoheit. Freilich war damals die Abhängigkeit der großen Vasallen
von dem Könige eine viel geringere, als sie unter Karl dem Großen gewesen
war, sie warm kaum mehr als Bundesgenossen des Königs, und die Lehens-
lcute, die Untervasallen in den Herzogthümern, ursprünglich alle Vasallen
des Reichs, wurden, wie in Frankreich, fast nur als Vasallen der Herzöge
angesehen, aus Reichsunmittelbaren wurden sie mediatisirt. Die
eigentliche Stärke Heinrich's I. war daher in seinem großen und reichen
Herzogthum Sachsen und in seiner eigenen persönlichen Tüchtigkeit, und
weise benutzte dieses der König, um dem königlichen Namen wieder Ansehen
zu geben.
Dieses war auch nöthig, um den äußeren Feinden, den Slaven, Dänen
und Ungarn kräftig entgegenzutreten und nach diesen Seiten hin für den
deutschen Geist und das Christenthum Raum zu schaffen. Sobald es sein
Verhältniß zu den Ungarn gestattete, wandte er sich gegen die Slaven an
der Havel und eroberte ihren Hauptort Brennabor (Brandenburg), griff
die Dalemincicr, welche an der obern Elbe bis gegen Böhmen hin wohnten,
mit Nachdruck an und stiftete, die Eroberungen zu sichern, Markgrafschaften
und Bisthümcr in Nord fach sen (Altmark) und Meißen (929).
Bautzen, der Hauptort der Milzen, ward unterworfen, nicht minder
Prag, die Hauptstadt der Böhmen, und ihr Herzog zur Huldigung, zum
Versprechen der Lehenstreue und Heeresfolge gebracht. Schleswig ward
wieder gewonnen und in jenen Gegenden die Markgrafschaft Karl's des
Großen hergestellt. Ein dänischer Fürst empfing die Taufe, und die übrigen
Dänen mußten versprechen, die furchtbaren Menschenopfer abzuschaffen. Zur
Befestigung der so gemachten Eroberungen wurden überdies zahlreiche Deutsche
in den slavischen Ländern angesiedelt.
Nachdem es dem König gelungen war, das Reich nach dieser breite
hin zu erweitern und zu beruhigen, wandte er seine Macht gegen die Ungarn,
die über Deutschland Schmach und Unglück gebracht hatten. Die Ungarn
oder Magyaren nämlich, welche den Strom der aus Asien gegen die