1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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den Handel zwischen dem oströmischen Reiche und dem westlichen Abend-
lande. Es erhob sich unter seinem Dux oder Dogen zu völliger Unab-
hängigkeit von fremder Oberherrschaft, und seine durch Thatkraft und kriege-
rische Tüchtigkeit ausgezeichneten Bürger schritten sogar erobernd mit ihren
Flotten aus den Lagunen hervor und unterwarfen sich am Ende des zehnten
Jahrhunderts die istrischen und dalmatischen Küstenstädte.
Zwar waren unter den Kriegen der Karolinger die Schulen eines
Älen in und Rhabanus Maurus (Vorsteher der Klosterschule und Abt
zu Fulda, gestorben als Erzbischof von Mainz 856) fast wieder zu Grunde
gegangen und im Allgemeinen herrschte unter Geistlichkeit, Adel und Volk
große Rohheit und Unwissenheit; allein die durch die Ottonen mit Italien
und Griechenland eingeleiteten Beziehungen blieben nicht ganz ohne Einfluß
auf Deutschland. So gab es in Deutschland im zehnten und elften Jahr-
hundert mehrere gelehrte Chronikenschreiber, von denen wir nur den säch-
sischen Mönch Witichind, den Bischof Ditmar von Merseburg
und den Hersfelder Mönch Lambert von Asch affen bürg nennen, und
die Nonne Roswitha von Gandersheim (im Braunschweigischen, gest.
980) dichtete lateinische Komödien, religiöse Gedichte und ein Loblied auf
die Ottonen. Otfried, Vorsteher der Klosterschule zu Weißenburg, über-
setzte im neunten Jahrhundert die Evangelien in deutsche Reime und der
Abt Notker von St. Gallen übertrug zwischen dem zehnten und elften
Jahrhundert die Psalmen in die deutsche Sprache. Mehr als die Wissen-
schaft fing die Kunst an sich zu entfalten: die Ottonen bauten eine Menge
neuer und prächtiger Kirchen, meist noch im byzantinischen oder römischen
Geschmack nach dem Muster der Sophienkirche zu Constantinopel. Eine
eigene deutsche (gothische) Baukunst ging von der aufblühenden städti-
schen Steinmetzenzunft aus. Den Uebergang bildet das berühmte straß-
burger Münster (1015 begonnen). Auch Malerei und Musik wurden nicht
vernachlässigt, am meisten aber für Schnitz-, Guß- und Schmiedewerk
gethan.
§ 53. Die fränkisch-salischen Kaiser (1024— 1125).
1. Konrad's Ii. Kaiserwahl (1024 — 1039). Heinrich Iii.
der Schwarze (1039 — 1056).
Das Leben und Wirken der Ottonen hatte einen zu tiefen Eindruck in
den Gemüthern der Menschen hinterlassen, und die herzogliche, nach unab-
hängiger Haltung strebende Gewalt war zu sehr erschüttert, als daß der
Gedanke, gar keinen König zu wählen, unter den Herren in deutschen Lan-
den hätte aufkommen können. Also versammelten sich nach Heiurich's Ii.,
des letzten der Ottonen, Tode alle Stämme des großen Reichs zu einer
allgemeinen Volksversammlung und zur Wahl eines neuen Königs.^ Aus
allen Gauen waren sie herbeigeströmt und lagerten in unabsehbaren Heeres-
massen aus dem großen Blachfelde zwischen Worms und Mainz aus beiden
Seiten des Rheins. Alle Herzöge waren in Person erschienen und unter
ihrem Banner die Markgrafen, Grafen und Herren mit einein unzählbaren
Gefolge von Vasallen, ingleichen die Erzbischöfe, Bischöfe und Aebte des