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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 200

1854 - Saalfeld : Riese
200 Bahn christlich-volkstümlicher Entwicklung zu leiten: der Kaiser sollte der Wächter des heiligen Rechts und des äußern Friedens, der Papst der Wächter der heiligen Zucht und sittlichen Ordnung sein; jener mit seiner weltlichen Macht die Kirche schützen, dieser mit seinen geistlichen Mitteln den Staat unterstützen. So hatte Karl der Große seine Aufgabe verstan- den. Nach seinem Tode aber trat bald eine Störung des Gleichgewichts zwischen der geistlichen und weltlichen Gewalt ein, indem zuerst die geistliche Gewalt mannichfach in das weltliche Gebiet übergriff und sodann Kaiser Otto der Große das Kaiserthum über das Papstthum zu erheben strebte. Fragen wir aber, was den ebenso klugen als frommen Heinrich Iii. bewog, so entschieden in die Angelegenheiten der Kirche einzugreifen; so war es zunächst der Umstand, daß in Italien die größte Verwirrung herrschte und die römischen Stadtparteien, mit der erhabensten Würde der Christenheit ein schandbares Spiel treibend und zu gleicher Zeit drei schändliche Men- schen als Päpste aufstellend, der Welt ein ungeheures Aergerniß gaben. Sodann war, seitdem die ersten geistlichen Stellen mit so großen Reich- thümern und so großer weltlicher Macht verbunden waren, ein allen frommen Seelen anstößiger, Religion und Sitte verderbender Mißbrauch, die Si- monie, in die Kirche eingedrungen, indem Könige und Fürsten, die In- vestitur mißbrauchend, geistliche Stellen an ungeistlich gesinnte Menschen für Geld verkauften. Außerdem war die alte strenge Kirchenzucht, der christlichen Frömmigkeit Stütze und Begleiterin, in großen und allgemeinen Verfall gerathen, so daß bei der Verwilderung der Geistlichen, bei der Gewalt- thätigkeit der weltlichen Herren und Lei dem Jammer der untersten Volks- klassen fromme Menschen vermeinten, die letzten Tage wären herbeigekommen. Also entschloß sich der Kaiser, von sich aus die Kirche zu reformiren und ließ bei seinem Zuge nach Italien aus einer großen Kirchenversammlung zu Sutri (1046) alle drei Päpste absetzen und einen deutschen Bischof, Suidger von Bamberg, aus den heiligen Stuhl erheben. Zwei deutsche Päpste starben, wahrscheinlich durch italiänisches Gift, schnell dahin; aber der dritte, Leo Ix., welchen der Kaiser in Worms zum Papste ernennen ließ, beförderte mit Eifer die reformatorischen Pläne des Kaisers, welcher in der Gewalt des Papstes seine Macht zu begründen hoffte, und es schon mit Glück versuchte, mit Bischöfen ebenso willkührlich umzugehen, als mit den Herzögen. Allein die Pläne des Kaisers, das Papstthum und die Kirche seinem Willen zu unterwerfen, scheiterten an dem Geiste und der Charakterfestigkeit eines Mönchs, der damals am päpstlichen Hofe lebte und auch mit dem großen Gedanken einer Reformation der so tief gesunkenen Kirche umging, aber nicht einer Reformation durch den Kaiser und das Kaiserthum, sondern durch den Papst und das Papstthum selber. Dies war der späterhin als Papst Gregor Vii. so berühmt gewordene Bene- dictinermönch Hildebrand. Ii. Papst Gregor Vii. (1073) und Kaiser Heinrich Iv. (1056— 1106). Hildebrand, wahrscheinlich in Saona im Toskanischen um 1020 geboren und der Sohn eines Grobschmieds, hatte seinen großen Geist von Jugend
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